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DaheimSein2015_web

SEITE 96 zentralen Herausforderungen der Internationalen Bauaus- stellung Emscher Park in den 1990er Jahren. Der Umbau ei- ner Region, die Neuinterpre- tation von Landschaft und die In-Wert-Setzung einer über- kommenden Infrastruktur wurden zum deutlichen Signal eines neuen Umgangs mit der vorhandenen Substanz. Neue, experimentelle Ansätze finden sich auch in den neuen Bun- desländern Deutschlands. Mit hohem Mitteleinsatz werden dort umfangreiche Abriss- und Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt. Mittlerweile ist das Förder- und Struk- turprogramm „Stadtumbau“ auch auf die westlichen Bundesländer ausgewei- tet worden. Unter anderem geht es da- bei um die Rückgewinnung von Stadt- qualitäten und die Neudefinition von Steuerungsmöglichkeiten in der Stad- tentwicklung. Zum Einen durch den Einsatz „weicher“, stark kommunikativ und partizipativ geprägter Instrumente oder neuer (homöopathischer) Metho- den in der Stadtplanung. Zum Ande- ren aber mittels harter Eingriffe in den Wohnungsmarkt. Der Abriss leerste- hender Bausubstanz wird dabei zu ei- ner Handlungsoption. „Schrumpfung als Chance“ oder der „Luxus der Leere“? Planer haben die Gabe, in jeder Kri- se auch eine große Chance zu sehen. Dabei dürfen wir allerdings nicht ver- drängen, dass Schrumpfungsprozesse, vor allen in den eher ländlich gepräg- ten Räumen, mitunter gravierende Auswirkungen auf ökonomische, so- ziale und kulturelle Systeme besitzen. Eine Krise als Chance zu betrachten setzt voraus, dass Planung und Politik sich dieser Herausforderung anneh- men – und eben nicht durch ständig neue Wachstumsversprechen davon abzulenken versuchen. Ebenso wie Wachstum benötigt auch der Prozess der Schrumpfung eine aktive, lenkende und wertsetzende Stadtentwicklungs- politik. In einer Zeit, in der es von al- lem Gebauten eigentlich schon viel zu viel gibt, geht es weniger um die Ent- wicklung neuer Flächen sondern um die Sicherung, qualitative Weiterent- wicklung und die Transformation des- sen, was bereits vorhanden ist. Dazu zählen sicherlich die Reaktivierung von Brachen und der konsequente Schutz bislang unbebauter Freiraum- bereiche, die Stärkung der Stadtzent- ren und die Rückgewinnung der urba- nen Gravitationskräfte der Städte, die regionale und sektorale Kooperation sowie eine intelligente Mehrfachnut- zung von Gebäuden wie personelle und technische Ressourcen. Ein geordneter Rückzug? In der Geschichte der Europäischen Stadt ist der Umbau der vorhandenen Stadt immer ein wichtiger Handlung- saspekt gewesen. In der jüngeren Stadt- baugeschichte denke man bei- spielsweise an den Umbau von Paris unter Georges Eugène Haussmann. Das Neue muss aber nicht zwangsweise auch mit neuen Stadtqualitäten ver- bunden sein. Noch Mitte der 70er Jahre wurden Modernisie- rung und Sanierung gleich ge- setzt mit flächenhaftem Abriss und Neubau ganzer Stadtquar- tiere. Das sich dagegen massi- ver Widerstand entwickelte, ist heute mehr als nachvollziehbar. Seither folgen Sanierungs- und Modernisierungsstrategien dem Grundsatz der Behutsamkeit und der „erhaltenden Stadterneuerung“. Wenn wir heute wieder von Abriss im Sinne einer städtebaulichen Inter- vention reden, dann vielfach aus der eingangs beschriebenen Perspektive des Rückbaus nicht mehr benötigter Bausubstanz heraus. Im Wesentlichen betrifft dies die Verkleinerung des Wohnangebotes und den Rückbau der Wohnfolgeeinrichtungen. Es geht um die Organisation eines „geordneten Rückzugs, in der die Abrissprozesse räumlich und zeitlich so organisiert werden, dass sich daraus ökonomisch, sozial und ökologisch sinnvolle Abläufe ergeben“. In Zeiten einer schrumpfenden Gesell- schaft und des Überangebots an Bau- ten gehört der kreative Umgang mit den baulichen Beständen zu den Zu- kunftsaufgaben von Raumplanung und Städtebau. Abriss ist dabei eine Opti- on. Uminterpretationen vorhandener Strukturen und die Eröffnung gänzlich neuer Nutzungsoptionen eine andere. Interessante und anregende Beispie- le finden sich sowohl im kreativen Rück- und Umbau einer vorhande- Internationale Bauusstellung Emscher-Park – Werkstatt für die Zukunft alter Industriegebiete. Wandel ohne Wachstum: - Landschaft und Wasser als neue Infrastrukturen, - Industrie- denkmäler als Kulturträger, - Differenzierte Formen des Woh- nens, - Neue Formen und Qualitäten von Arbeit, - Raum für soziale und kulturelle Aktivitäten

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