Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

DaheimSein2015_web

SEITE 94 ür die Ewigkeit bestimmt? Nach dem Zerfall des rö- mischen Reiches dienen die Paläste der „ewigen“ Stadt Rom jahrhundertelang als Stein- bruch zur Gewinnung neuen Bauma- terials. Verfall und Neuaufbau liegen eng beeinander. Ohne das Alte gäbe es das Neue nicht. Der Anspruch an die „Ewigkeit“ besitzt eine begrenzte Halbwertszeit. Ein zweiter Zugang: Beeindruckt von den Ruinenlandschaften der römi- schen Antike greift Albert Speer 1934 die bereits skizzierten Überlegungen von Adolf Hitler auf, dass die Bauten des „Dritten Reiches“ den großen Vor- bildern der Antike standhalten und „Tausende von Jahren“ überdauern sollten. Gigantomanische Bauten wie das Reichsparteitagsgelände in Nürn- berg sollen „dem Nationalsozialismus eine Aura mythischer Unvergänglich- keit und den Anschein von Ewigkeit vermitteln“. (1) Unter diesem Anspruch werden Architektur und Städtebau zum Mittel der Inszenierung der Diktatur und der Verherrlichung von Macht. Der Anspruch an den „Ewigkeitswert“ von Architektur und Stadt wurde mit men- schenverachtender Brutalität umge- setzt, wie die Entwicklung der „Großen Achse“ in Berlin zeigt, für deren Vorbe- reitung Tausende von Juden in Ghettos und Vernichtungslager deportiert und systematisch ermordet wurden. (2) Die nationalsozialistische Herrschaft und der von ihr formulierte Ewigkeitsan- spruch findet 1945 sein Ende. Jeder Generation ihre eigene Stadt! Nur Jahre zuvor forderte Antonio Sant´Elia in dem Manifest zur futu- ristischen Architektur von 1914 das Erfinden und Erbauen einer Stadt, die in allen ihren Teilen schnell, beweglich und dynamisch sein sollte. Architektur und mit ihr die Stadt werden zu ver- gänglichen Gebrauchsgegenständen. In den Forderungen der Futuristen steht die radikale Überwindung einer an Dauerhaftigkeit orientierten Archi- tektur zugunsten einer ausgeprägten Leichtigkeit, Elastizität und Vergäng- lichkeit. (3) Welch ein Gegensatz zur Ruinentheorie von Albert Speer. Auch Siegfried Giedeon ruft in seiner Streit- schrift für das „befreite Wohnen“ von 1929 dazu auf, die auf immerwähren- de Solidität angelegte Architektur der Gründerzeit zu überwinden. Verkürzte Abschreibungszeiträume, die Normie- rung von Bauelementen und die Ratio- nalisierung von Bauprozessen sowie ein höherer Grad industrieller Vorfer- tigung sollen das Haus als Produkt zu einem kontrolliert kurzen Gebrauch billiger werden lassen. (4) Es sind dies Ideen, in denen sich fortan die Vor- stellungen und Ideale der Moderne wi- derspiegeln und die ihrerseits Einfluss auf das Verständnis wie auf die Gestal- tung und Funktion von Architektur und Stadt nehmen. Eingeschrieben in die Geschichte der Europäischen Stadt wird die Stadt damit selbst zum Gegen- stand ständiger Erneuerung. Die heu- tige Diskussion steht in der Tradition dieses Anspruchs ständiger Erneue- rung – und setzt neue Akzente. Die Abriss als Option? – Eine städtebauliche Sicht Referat von Rudolf Scheuvens, Professor an der TU Wien, Fach- bereich Örtliche Raumplanung, aus dem Tagungsband „Sanieren oder Abreißen“ AUS STEIN GEBAUT UND UNVERGÄNGLICH? Märkisches Viertel in Berlin: Das althergebrachte Haus muss durch die Wohnmaschine ersetzt werden“. Der harte Kontrast zwischen Garten- und Hofhäusern verdeutlicht diese Forderung von Le Corbusier. Die 13.000 Wohnungen sollten in drei stark differenzierten Wohnbauschlei- fen mit 6-8 bzw. 18 Geschoßen un- tergebracht werden, die von einem Zentrum ausgingen und Grünflächen mit öffentlichen Einrichtungen oder Kleinhausgebieten umschlossen. F 1) Werner Durth, Paul Sigel: Baukultur: Spiegel gesellschaftlichen Wandels, Berlin 2009, S. 334 2) ebenda, S. 370 3) Uta Hassler, Niklaus Kohler: Umbau, Dortmund 1998, S. 1 4) ebenda, S.1 2) ebenda, S. 3703) Uta Hassler, Niklaus Kohler: Umbau, Dortmund 1998, S. 14) ebenda, S.1

Seitenübersicht