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DaheimSein2015_web

SEITE 95 Einsicht in die Begrenztheit unserer Ressourcen führt zu einer an Nachhal- tigkeitsgesichtspunkten orientierten Stadtentwicklung. Damit verknüpft sind auch neue Herausforderungen an die Architektur und an die Bebauung als Produkte mit einer langfristigen Wertorientierung. Aspekte wie Dau- erhaftigkeit und Langlebigkeit gewin- nen eine neue Bedeutung. Es geht um die Thematisierung einer maximalen Flexibilität und Variabilität der Ar- chitektur und um die Sicherung einer Reparatur- und Recyclingfähigkeit der Bauten und der verwendeten Baumaterialien. Die Stadt von morgen ist weitgehend ge- baut. Jährlich entsteht nur 1% des vorhandenen Gebäudebe- standes neu.5 Dabei rückt ein Aspekt verstärkt in den Fokus: der Umgang mit dem Erbe vor- angegangener Generationen und damit die konsequente Pflege und Weiterentwicklung des vorhandenen Baubestan- des einer Stadt. Im Zeitalter ei- ner reflexiven Moderne stehen Raumplanung, Städtebau und Architektur vor einer doppel- ten Herausforderung: Zum Einen geht es darum, die Anforde- rungen an Nachhaltigkeit der an Res- sourcen- und Energieeffizienz in neue Raumstrukturen zu übersetzen. Zum Anderen geht es um die Neubewertung und den Umbau der vorhandenen Sub- stanz, um den kreativen Umgang mit der existenten Stadt. Fortschritt durch Planung und Wohlstand durch Wachs- tum? Dahinter steht die Vorstellung ei- nes stets auf Wachstum ausgerichteten Systems. Dieses Verständnis begründet sich vor allem in jener euphorischen Zeit, als die Menschheit sich aufmach- te, den Mond zu erkunden und in der das Bruttoinlandsprodukt stets neue Rekordmarken erreichte. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders mit der sich entfaltenden sozialen Marktwirt- schaft. Auch die planerischen Systeme wurden auf ständiges Wachstum ge- trimmt: von der Erweiterung der Sied- lungsräume durch neue Stadtteile und Großwohnsiedlungen über Industrie- und Gewerbgebiete bis hin zu dem immensen Ausbau der (Verkehrs-)In- frastruktur. Bis heute begreifen wir Wachstum als einen von der Moderne eingeschriebenen Prozess.6 Wir müs- sen aber zur Kenntnis nehmen, dass sich die Bedingungen der räumlichen Entwicklung massiv verändert haben. Wachstumsprozessen in den zentralen Agglomerationsräumen stehen mitun- ter ausgeprägte Schrumpfungstenden- zen in peripheren Räumen gegenüber. Neue Zugänge sind von Nöten, die künftige Entwicklung der Stadt auch ohne die Ausrichtung auf stetes Wachs- tum gestalten können. Schrumpfung als neue Herausforderung? Trotz des Wachstums der Siedlungsflä- chen vollzieht sich in vielen Regionen ein gegenläufiger Trend der Schrump- fung. Diesmal nicht ausgelöst durch Epidemien und Kriege sondern durch tiefgreifende Veränderungen der sozi- oökonomischen Rahmenbedingungen. Ausgeprägte Leerstände von Büro-, Wohn- und Gewerbeflächen und mitun- ter massive Einwohner- und Arbeits- platzverluste sind die direkt sichtbaren Zeichen eines tiefgreifenden Struktur- wandels, der weite Teile Europas er- fasst hat. Innerhalb nur weniger Jahren sind die demografische Phänomene „Weniger, Älter und Bunter“ und städ- tische Schrumpfungsprozesse in den Fokus von Forschung, Planung und öf- fentlicher Wahrnehmung gerückt. (7) Auch wenn Schrumpfungsprozesse in der Geschichte der Europäischen Stadt alles andere als neu sind, so stellen uns diese doch vor große Herauforderun- gen, auf die wir nur schwerlich pas- sende Antworten finden. Einer dieser Zugänge findet sich unter der Überschrift „Wandel ohne Wachstum“, eine der Leerstehende und gefährdete Gebäude in Lutherstadt Eisle- ben Quelle: IBA Stadtumbau 2010, Stand März 2006 Die perforierte Stadt als Zukunftsoption? Im positiven Sinn kann Perforierte Stadt“ Auflockerung und Durch- grünung des dichten Stadtgefüges bedeuten. Der Luxus der Fläche. Im negativen Sinn steht die Perforierte Stadt“ für eine fehlende Nachfrage, einen ökonomischen Werteverfall und für unausgelastete Infrastrukturen.

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