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DaheimSein2015_web

SEITE 27 Werkbundsiedlung sogar neu gefärbelt. Weder als Bei- spiele „undeutschen“ Bauens diffamiert noch durch Um- baumaßnahmen bis zur Unkenntlichkeit entstellt, über- dauerten die Wiener Siedlungshäuser die kommenden Jahrzehnte weitgehend unberührt bis in die Gegenwart. 1938 gingen die nicht verkauften und teilweise noch un- vermieteten Häuser in das Eigentum der Gemeinde Wien über. Ab 1978 wurden die in privatem Eigentum stehen- den Siedlungshäuser sukzessive unter Denkmalschutz ge- stellt, die im Eigentum der Stadt befindlichen und damit seinerzeit automatisch unter Denkmalschutz stehenden Häuser von 1983 bis 1985 durch die Architekten Adolf Krischanitz und Otto Kapfinger erstmals saniert. Dabei stand bereits eine sanfte, d.h. auch denkmalge- rechte Sanierung im Vordergrund. Verloren gegangene Architekturdetails wie z.B. hölzerne Pergolen wurden dabei wieder errichtet, die historischen Farbsysteme der Fassaden, Fenster und Türen annähernd wieder herge- stellt. Auch die bestehende Bausubstanz versuchte man, wo möglich, zu konservieren und weiter zu verwenden oder durch in Textur und Haptik gleichwertige zeitge- nössische Produkte zu ersetzen. Aufgrund von in man- chen Bereichen fehlenden technischen Vergleichsbei- spielen, z.B. in der Sanierung von Verputz, führten die bei einigen Häusern verwendeten Putzsysteme nach Jahrzehnten zu ästhetischen Problemen. 2004 erfolgten die ersten Vorarbeiten zur neuerlichen Sa- nierung und Restaurierung der nunmehr in der Verwal- tung von Wiener Wohnen stehenden Siedlungshäuser. Zwischen 2009 und 2011 fanden umfassende Untersu- chungen des Bauzustandes der Häuser statt. Neben den Aspekten der Haustechnik, Installation, Energieeffizienz und Bauphysik wurden begleitend auch umfassende re- stauratorische Untersuchungen der Architekturoberflä- chen, von Metalldetails, verbliebenen Ausstattungsteilen und historischen Bodenbelägen durchgeführt. Auch zeit- geschichtliche und thematisch hochaktuelle Artefakte konnten hier gefunden werden. Ein Zeitungsausschnitt, der nach den 1950er-Jahren als Trittschalldämmung un- ter einem Bodenbelag verwendet wurde, klärt uns z.B. über das damals heiß diskutierte Parkometerformular „Parkus“ auf: „Dieser Parkschein, ein hellgelbes, rundes Formular, das der Automobilist in jeder Trafik zu kaufen bekommen soll, wird gelocht und an der Innenseite der Windschutzscheibe angebracht. … der Österreichische Touring-Club hat dieses Parkometersystem eingehend geprüft und auch befürwortet.“ Die Ergebnisse der res- tauratorischen Befundungen der Siedlungshäuser waren zum Teil erstaunlich, da wesentlich mehr ursprüngli- che Substanz als angenommen vorgefunden wurde. >> Le Corbusier *6. Oktober 1887 in La Chaux-de- Fonds im Schweizer Kanton Neu- enburg. † 27. August 1965 in Ro- quebrune-Cap-MartinbeiMonaco. Le Corbusier war einer der bedeutendsten und einfluss- reichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, dessen neue Ideen aber auch Kontroversen auslösten und teilweise bis heute umstritten sind. Er verlangte eine radikale Än- derung der Architektur als logische Konsequenz auf die rasante technische Entwick- lung und den damit einherge- gangenen Wandel der Lebens- gewohnheiten zur Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert. In den 1920er Jahren for- mulierte Le Corbusier fünf Punkte als zentrale Merkma- le der neuen Architektur: die Stützen, der Dachgarten, die freie Grundrissgestaltung, das Langfenster, die freie Fassa- dengestaltung. Besonders anschaulich wur- den diese Punkte bei dem Doppelhaus in der Stuttgar- ter Weißenhofsiedlung, einer Werkbundsiedlung, zusam- men mit seinem Partner Pierre Jeanneret umgesetzt.

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