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DaheimSein2015_web

SEITE 88 ie werden umgangssprach- lich Polyurethan-, PU- oder Isocyanat-Klebstoffe ge- nannt, obwohl das eigent- lich chemisch nicht korrekt ist. Die genaue Bezeichnung des Bin- demittels lautet Polymeres Diphenyl- methandiisocyanat, abgekürzt PMDI. Eingesetzt wird es bei der Verklebung von Holzspänen, Holzfasern oder Holz- stäuben zu Holzwerkstoffen wie OSB- Platten, Span- oder MDF-Platten oder zu Holzfaserdämmstoffen im sogenannten Trockenverfahren. Diese Kleber sind eine Alternative zu formaldehydhaltigen Bindemitteln. In Fachkreisen wurden PMDIKleber (fachlich korrekter wäre Binder oder Bindemittel) immer wieder wegen ihrer möglichen Gesundheitsge- fährdung kritisiert. Dabei entzündet sich die Kritik vor allem an dem enthaltenen Isocyanat. Isocyanate sind aus mehreren Gründen schlecht beleumundet. Einzelne Isocyanate sind sehr giftig und eindeutig krebserregend (das im PMDI hauptsäch- lich enthaltene MDI allerdings nicht), praktisch alle können sensibilierend wirken. Beargwöhnt wurden daher Risi- ken, sowohl in der Herstellung als auch bei der Verarbeitung, bei der Nutzung sowie Schadensfälle durch Feuchtigkeit oder Brand. Die intensiv geführte Fach- diskussion hat der Verein für zukunftsfä- higes Bauen natureplus nun zum Anlass genommen, die Kriterien für die Vergabe seines Gütesiegels in diesem Punkt unter die Lupe zu nehmen. Beauftragt mit der Stellungnahme wurde die Bremer mwel- tinstitut GmbH, die als akkreditiertes Prüfinstitut für Schadstoffanalysen und Begutachtungen von Schadstoffbelastun- gen auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann. Geklärt werden soll- Ökologische Kennzahlen Hinsichtlich der Bewertung wichtiger Parameter der ökologischen Wirkungen verschiedener Klebersysteme wurde so- wohl eine interne Lebenszyklusanalyse (LCA) am Beispiel der Produktion ver- schiedener Klebersysteme des befragten PMDI-Herstellers sowie die Studie COST E 13 aus dem Jahr 2002 begutachtet. Da- bei kamen Unterschiede zwischen den Bindemitteln hinsichtlich Primärenergie- einsatz, Treibhauspotenzial, Ozonabbau, Versauerungsund Überdüngungspoten- zial zu Tage. Angesichts der schwachen Datenlage sowie der hersteller- und produktspezifisch sehr unterschiedlich ten sechs umfangreiche Fragenkomplexe, die von grundlegenden Informationen bis hin zu eventuellen gesundheitlichen Gefährdungen für Verarbeiter und Nut- zer auch unter widrigen Bedingungen reichen. Zusammengefasst sind sie in einer 25-seitigen Stellungnahme, deren vollständige Fassung im Internet unter www.natureplus.org zu finden ist. Für die Recherche wurden Interviews mit Fachleuten eines führenden PMDIHer- stellers geführt, Firmenunterlagen und zahlreiche externe Studien und Litera- tur ausgewertet sowie in Datenbanken u.a. zu Störfällen recherchiert. Im Auge behalten wurde hierbei stets auch der Vergleich zu den alternativen Klebersys- temen auf Formaldehydharzbasis. Nicht zu jeder Detailfrage waren ausreichende Informationen oder Studien verfügbar, insgesamt stellt die Stellungnahme aber eine umfassende Zusammenschau des aktuell verfügbaren Wissens dar, auf dessen Basis eine hinreichend verlässli- che Einschätzung gegeben werden kann. Nachfolgend sind die wichtigsten Ergeb- nisse in Kurzform dargestellt. Für eine abschließende Beurteilung und Diskus- sion sollte allerdings immer die Langfas- sung herangezogen werden. Gehen von Holzwerkstoffen, die mit PMDI-Klebern gebunden sind, erhöhte Gefahren für die Gesundheit oder die Umwelt aus? Diese Frage hat der internationale Verein natureplus durch eine umfangreiche Stellungnahme des Bremer Umweltinstituts klären lassen. KEINE ERHÖHTEN RISIKEN DURCH PMDI-BINDER IN HOLZWERKSTOFFEN S Zusammenstellung der Gefährlich- keitsmerkmale unterschiedlicher mög- licher Emissionen von Bindemitteln. Zusammenstellung durch PMDI-Lie- feranten. n.e. = nicht ermittelbar | Quelle: Bremer Umweltinstitut, 2010 H 3476 G Anmerkung: Mit geringerem Siede- punkt besteht ein höheres Risiko des Übergangs der Substanz in die Gas- phase. Formaldehydhaltige Bindemittel müssen nicht zwingend als giftig klas- sifiziert sein, da der Formaldehydgehalt im Binder gering sein kann, jedoch wird zusätzliche Formaldehyd im Presspro- zess des Holzwerkstoffes gebildet.

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