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DaheimSein2015_web

SEITE 16 A nstelle der über Jahrhunderte gepflegten Tradition der Wartung und Reparatur mit überlieferten Materialien wurden originale Architekturoberflächen abgeschlagen und durch moderne Putzsysteme ersetzt. Ganz abgesehen von dem schwerwiegenden Verlust an Authentizität er- füllten die neuen Produkte weder die ästhetischen noch die bauphysikalische Ansprüche. Im Zentrum der hand- werklichen Ausbildung stand zunehmend die industrielle Verarbeitung. Traditionelle Techniken und der Umgang mit historischen Baumaterialien gerieten zusehends in Vergessenheit. Mit der Gründung des Informations- und Weiterbildungszentrums Baudenkmalpflege in der Kartause Mauerbach als Forschungs-, Dokumentations- und Weiterbildungszentrum reagierte das Bundesdenk- malamt auf diese Entwicklung und machte es zu seiner Sache, Handwerker zu sensibilisieren und wieder den Umgang mit historischen Baumaterialien zu vermitteln. Die praktische Weiterbildung findet an den historischen Oberflächen der Kartause statt – Handwerker werden so mit den Denkmalwerten, aber auch den typischen Pro- blemen eines Altbaus konfrontiert. Gleichzeitig wird die Kartause schrittweise modellhaft restauriert. Geschichte der Katause Die überlieferte Bausubstanz der im Jahr 1314 gegrün- deten Kartause Mauerbach geht großteils auf die Neu- konzeption der Anlage ab 1616 zurück. Die barocke Bau- phase dürfte in Etappen bis 1675 abgeschlossen gewesen sein. Nach der Aufhebung der Kartause durch Joseph II. 1782 wurde das Kloster als Armen- und Siechenhaus ge- nutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es bis 1961 als Obdachlosenheim für Familien. Danach stand die Kartause über 20 Jahre leer und war dem Verfall preis- gegeben. Erst in den frühen 1980er-Jahren erdachte man eine neue Funktion für das Objekt, übergab es dem Bun- desdenkmalamt zur Nutzung und sicherte damit die Er- haltung dieses Denkmals. Kalkbrennen und Feuerschweißen Die Kartause Mauerbach ist als Kompetenzzentrum für Baudenkmalpflege und Altbausanierung mittlerweile in Österreich etabliert und gilt international als Vorbild für denkmalfachliche Forschungs- und Vermittlungsarbeit. Ohne die historische Substanz und die ungebrochene Aura dieses Ortes wäre das nicht möglich. Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Altbestand ist das Wis- sen um historische Baumaterialien und Handwerkstech- niken. Jährlich finden über 25 Seminare, Workshops und Tagungen mit etwa 500 Teilnehmern statt, darunter HandwerkerInnen, RestauratorInnen, ArchitektInnen und DenkmalpflegerInnen. Mittlerweile stehen wieder zahlreiche Handwerksbetriebe zur Verfügung, die im denkmalgerechten Umgang mit der historischen Subs- tanz versiert sind. Die Inhalte der Kurse orientieren sich an aktuellen Fragestellungen der Baudenkmalpflege und behandeln Themen wie Putz- und Stuckrestaurierung, traditionelle Maurer-, Maler-, und Steinmetztechniken, KARTAUSE MAUERBACH Luftbild Kartause, Informations- und Weiter- bildungszentrum Baudenkmalpflege Text: Astrid M. Huber Fotos: BDA Die Industrialisierung des Bauwesens ab den 1960er-Jahren in Österreich führte zu einem Verlust handwerklicher Traditionen. Dies wirkte sich insbesondere in der Baudenkmalpflege und im Umgang mit den historischen Architektur- oberflächen negativ aus.

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