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Projekt28

2015• NO 28 FRAU 22 I ch bin 42 Jahre alt und kam mit 15 Jahren nach Deutschland. Die Mittelschule hatte ich in der Türkei beendet. Nachdem ich hi- erher kam wurde ich mit 15 Jah- ren verheiratet. Es gab da einen Verwandten aus meinem Dorf. In der Türkei belästigte er mich schon und drohte mir. „Entweder heiratest du mich oder ich entführe dich.“ Mein Vater hat mich diesem Mann gegeben, weil er ein Verwandter war und Angst um mich hatte. Weil ich so jung war, war ich dem Gan- zen hilflos ausgeliefert und konnte daher nicht Nein sagen. 8 Jahre da- uerte diese Ehe. 8 Jahre lang Druck und Folter wie in einem Gefängnis. Hosen durfte ich keine anziehen. Al- leine durfte ich nicht vor die Tür. Ich war ständig diesem Druck und der Kontrolle ausgesetzt. In der Zeit habe ich kein Wort Deutsch gelernt. Einige Zeit später habe ich mich befreit und bin nach Frankfurt ge- kommen. Ich bin meinem Vater nicht böse. Er hatte keine Chance, die an- dere Seite war einfach zu überlegen. Nachdem ich nach Frankfurt gekom- men war, habe ich eine 2 stündige Putzstelle angenommen. Bekannte meiner Schwester haben mich unter ihre Obhut genommen. Danach bin ich in eine 1 Zimmer Wohnung gezo- gen und habe eine 8 stündige Arbeit angenommen. In einer Müllverbren- nungsanlage, haben wir den Müll ge- trennt. In meinem Leben habe ich vorher noch nie so eine schmutzige Arbeit gemacht. Später habe ich dann bei Neckermann gearbeitet. Eine Bekannte arbeitete zu der Zeit bei der Post. Zwei Jahre später fing ich bei der Post an. Die Post hatte damals ein Frauenwohnheim. Für eine gewisse Zeit habe ich dort ge- wohnt, bis ich in eine 2 Zimmer Wohnung gezogen bin. Als ich nach Frankfurt kam war eines meiner Ziele Deutsch zu lernen und auf ei- genen Füssen zu stehen. Siehe da - Ich hatte es geschafft; hatte eine Festanstellung bei der Post; stand auf eigenen Füssen und ging in einen Kurs, um Deutsch zu lernen. Eines Tages hatte ich für Maler- arbeiten einen Maler bestellt. Dem Maler hatte meine Wohnung gefallen und er blieb. Er ist mein jetziger Ehemann. Zwei Jahre später kam unser erster Sohn Ulas auf die Welt. Mein Leben hatte sich im Gegensatz zu den ersten Jahren in Frankfurt verbessert. Meine Ängste haben sich in Luft aufgelöst. Mein Mann und ich begannen in einem politi- schen Verein uns zu engagieren. Dort habe ich sehr viel gelernt und mich weiterentwickelt. Sogar das Wochenende war verplant mit Folk- lore, Frauentreffen, Theater, Ju- gendarbeit. Aktiv am sozialen Leben teilzunehmen ist gut für den Men- schen. Vor 2 Jahren begannen die Pro- bleme auf der Arbeit. Mit einem ärztlichen Attest wechselte ich von der Nachtschicht in die Tagschicht. Der Abteilungsleiter war gegen die- sen Wechsel. Ein Jahr später haben wir uns mit dem Arbeitnehmerver- treter, Gewerkschaftsvertreter und dem Abteilungsleiter zusammenge- setzt. Dieses Treffen werde ich nie vergessen, da ich die ganze Zeit nur geweint habe. Meinem Arbeitgeber habe ich gesagt, dass dieses Pro- blem gelöst werden muss. Mit Strei- tereien verbunden wurde meine Arbeitszeit auf 08:00-13:00 festge- setzt. Für meine Kinder war es auch das Beste. Während meiner Nacht- schichtzeit bin ich Mitglied in der Ar- beitnehmervertretung geworden. Anschließend kam das Angebot Ar- beitnehmervertreterin zu werden. Zuerst hatte ich Angst. Hatte ein of- fenes Ohr für jedes Problem und verpasste kein Treffen. Aber dieses Mal war die Situation anders. Als ich gewählt wurde, habe ich mich sehr gefreut, da ich Verantwortung über- nommen hatte. Meine Deutsch- kenntnisse reichten dafür aus, dennoch hätte es besser sein kön- nen. Zum Beispiel am gestrigen Treffen sind ein paar Worte gefallen, deren Bedeutung ich nicht kannte. Sofort habe ich mir diese notiert, um sie später nachzuschlagen. Ich möchte mich weiterentwickeln und besser Deutsch lernen. Denn das habe ich gelernt, als Einzelperson kann ich nichts erreichen. Meine Kol- legen und ich haben die gleichen Probleme, wenn wir gemeinsam un- sere Probleme als Arbeitnehmerver- treter ansprechen, so ist der Arbeitgeber gezwungen uns anzu- hören. Für eine kollektive Lösung bedarf es eines gemeinsamen Kamp- fes. Mein Nutzen daraus ist, dass ich den gerechten Lohn für meine Ar- beit bekomme und das macht mich sehr glücklich. Von dem Migrantinnenverein habe ich über den türkischen Musik Verein was gehört. Die anderen Frauen habe ich erst später kennen- gelernt. Es gab eine Konferenz, die Freundinnen wollten, dass ich daran teilnehme. Weil ich den Verein nicht genau kannte, habe ich an dieser Konferenz nicht teilgenommen. Aber an anderen Aktivitäten habe ich teilgenommen und ich muss Euch für eure verschiedenen Aktivi- täten loben. Wichtig ist die Frauen aus ihren 4 Wänden herauszube- kommen. Aber das eigentliche Pro- blem ist an die Frauen heranzukommen. Es klingt vielleicht komisch, aber Feste sind eine gute Möglichkeit Frauen zu erreichen. Nebahat Kündas –Arbeitnehmervertreterin bei DHL Mein größtes Ziel war es auf eigenen Füssen zu stehen

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