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Projekt28

2015• NO 28 FRAU 21 Wie haben Sie den Verband der Mi- grantinnen in Frankfurt kennenge- lernt? Den Bundesverband der Migrantinnen habe ich über das Ausstellungsprojekt Stadtlabor unterwegs in Ginnheim kennengelernt. Daraus entwickelte sich eine gute und enge Zusam- menarbeit, die wir heute auch in der „Biblio- thek der Alten“ fortführen: Der Bundesverband beteiligt sich an diesem Erin- nerungsprojekt der Künstlerin Sigrid Sigurds- son, das wir im Historischen Museum betreuen. Es handelt sich dabei um ein gene- rationenübergreifendes Erinnerungsprojekt, in dem wir von 2000 bis 2105 ganz Geschichten und Betrachtungen vieler verschiedener Men- schen und Institutionen sammeln. Was denken Sie über die Zusam- menarbeit mit dem Verband? Ich freue mich sehr über die Zusammenar- beit! Für viele Menschen mit Migrationsbiogra- phie sind die großen Kulturinstitutionen wie unser Museum so weit entfernt wie der Mond! Sie finden dort nichts, was sie und ihre Ge- schichte repräsentieren würde. Das wollen wir ändern! Der Beitrag der Migrantinnen für die Bibliothek der Alten ist ein ganz wichtiger Schritt dahin. Hier stellen die Frauen sich dar, ihre Geschichte und ihr politisches Engage- ment. Es wird deutlich, dass sie sich sehr stark für diese unsere Gesellschaft engagie- ren. Ich finde es gut, dass sie sich in der Bi- bliothek der Alten als aktive, engagierte Frauen präsentieren. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Migrantinnen-Organisatin ge- macht? Die Treffen, bei denen ich war, liefen sehr anders ab, als ich es sonst gewohnt bin: Wenn die Frauen zusammenkommen, wird zusam- men gegessen und getrunken. Jede bringt etwas mit. Die Kinder sind selbstverständlich auch dabei und werden betreut, damit die Mütter Zeit zum Reden und Debattieren haben. Ich finde es toll, wie die Frauen zusam- menhalten und sich gegenseitig unterstützen. Das hat mich sehr beeindruckt. Sehr beein- druckt hat mich auch, dass der Beitrag für die Bibliothek der Alten die Frauen offenbar so motiviert hat, dass aus dem ursprünglich recht überschaubar angedachten Projekt nun 10 große Teilprojekte geworden sind! Ich hoffe, dass sich auch alle umsetzen lassen! Wie bin ich mit dem Migrantinnenverein in Kontakt gekommen? Eine Freundin rief mich an und erzählte mir von der Ginnheimer Frauengruppe und dass es dort un- terschiedliche Aktivitäten gibt. Ich habe mit dem Mal- kurs begonnen. Danach habe ich an den „Gesprächsrunden“ teilgenommen. Mein Ziel war es eine Freundeskreis aufzubauen und aktiv in der Gruppe tätig zu sein. Mir gefällt der Zusammenhalt der Frauen. Was ich erwarte ist den Horizont zu erweitern und aus den tradierten Rollen auszubrechen um mehr Frauen zu erreichen. Zeynep Cetin Ich bin 50Jahre alt und arbeite als Sekretärin. 1976 bin ich als 11 jährige nach Deutschland gekommen. Bevor ich hierher kam, bin ich in die Schule in der Nähe meiner Großeltern gegangen. Hier bin ich in die türki- sche Schule gekommen. Als ich in die Hauptschule kam, konnte ich kein Deutsch. Deutsch habe ich erst in der Ausbildungsklasse gelernt. In den türkischen Klas- sen wird nur türkisch gesprochen. Obwohl ich in jungen Jahren nach Deutschland gekommen bin, hatte ich An- passungsschwierigkeiten. Zuerst habe ich eine Ausbil- dung in der Altenpflege gemacht. Später habe ich die deutsche Sprache erlernt. Meine Familie ist sehr mo- dern, daher habe ich mir meinen Ehemann selbst aus- gesucht. Ich habe geheiratet, meine Kinder kamen auf die Welt und ich habe angefangen in meinem Beruf zu arbeiten. Nach jedem Kind habe ich mir eine Auszeit genommen. Mein erstes Kind war problematisch, be- dingt durch eine genetische Entwicklungsstörung. Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Hilfe von meinem Um- feld bekommen. Daraufhin habe ich mir Hilfe gesucht in diversen deutschen Organisationen. Mit deren Hilfe habe ich meinen Sohn in eine für ihn passende Einrich- tung gegeben. Jeder hat mir vorgehalten, was ich für eine schlechte Mutter wäre. Keine türkische Mutter würde ihr Kind in eine Einrichtung geben. Aber aus heu- tiger Sicht gesehen, war es die richtige Entscheidung. Mein Sohn hat in der Einrichtung Entwicklungsfort- schritte gemacht und war niemals eine Belastung für uns. Der Kontakt kam durch Selma zustande. Irgendwo wollte ich anfangen. Das erste Mal war ich auf einer 8. März Veranstaltung mit 5 Freundinnen. Es hatte mir sehr gefallen. Habe mich sehr wohl und willkommen ge- fühlt, als wäre ich ein Teil von Ihnen. Durch den Migran- tinnenverein hat sich mein Freundeskreis erweitert. Sie haben mich so akzeptiert wie ich bin. Die unterschiedli- chen Projekte haben mich interessiert. Möchte hinzufü- gen, dass mir die Berlin Reise und das Projekt Bibliothek der Alten im Historischen Museum besonders gefallen haben. Dank des Migrantinnenvereines habe ich mir sogar eine politische Meinung gebildet. Es hat mir durch eine sehr stressige und depressive Zeit durch geholfen. Mir sagt auch der ehrenamtliche Aspekt zu. Wir lehren und helfen Frauen außerhalb unseres Verei- nes mit ihren Problemen. Wir lernen uns richtig auszu- drücken. Bin der gleichen Ansicht wie Selma, dass wir mehr Frauen erreichen müssen. Interview Dr. Angela Jannelli, Historisches Museum Frankfurt

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