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Ziele August 2014

Führer auf dem lehrreichen Rund- gang, der auf drei Etagen einen ein- zigartigen Einblick in die fast 600- jährige Geschichte der Suhler Ferti- gung von Handfeuerwaffen gab. Lehrreiche Führung Auf 1000 Quadratmetern Ausstel- lungsfläche werden über 460 Waffen und zahlreiche andere Exponate prä- sentiert. Der Waffenmeister erklärte uns ganz nebenbei auch, welche technische Neuerung manchmal eine Schlacht entschied und hatte dazu auch nette Anekdoten parat. Wie unser Führer erläuterte, waren vor der Wende in Suhl 3600 Beschäf- tigte in der Waffenproduktion tätig. Seit 1990 seien es nur noch 140 Be- schäftigte bei einem jedoch unverän- derten Jahresausstoß von 6.000 Jagdwaffen. Der letzte Großbetrieb, die Firma Merkel, ist seit acht Jah- ren im Besitz der Scheichs von Abu Dhabi. Dazu gehören die Firmen C.G. Haenel, Karakal, die eigene Marke der Scheichs, wo Pistolen gebaut wer- den und Heckler & Koch, die auch Kriegswaffen wie das G 36 herstellt. „Die Hauptarbeit wird heute von Ma- schinen geleistet. Das aktuelle Mo- dell im Markt, der Helix, eine Jagdwaffe als Schnellrepetierer, braucht in der Produktion ganze drei Personen“, wusste unser Führer zu berichten. Suhler Erzbergbau Nachdem er uns im Erdgeschoss kurz die Bedeutung des Suhler Bergbaus erklärt hatte, das gefundene und durch die Hammerwerke verarbeitete Erz habe sich vorzüglich für den Waf- fenbau geeignet und war so eine wichtige Voraussetzung für die Ent- stehung der Waffenwerkstätten. Rund 700 selbständige Büchsenma- cher und Firmen wirkten über die Jahrhunderte in Suhl. Es folgte im ersten Stock der Bereich „Welt der Waffe“, in dem die Ent- wicklung der einzelnen Handfeuer- waffenarten von der Hakenbüchse bis zum Maschinengewehr dokumentiert wird. An Beispielen zeigte uns der Waffenmeister, wie sich die drei Hauptbestandteile einer Handfeuer- waffe - Schaft, Lauf und Schlosssys- tem - entwickelten und veränderten. Abteilung Jagdwaffen In der Fachabteilung „Jagdwaffen“ begann es im späten Mittelalter mit Vorderladern, die im Lauf gestopft und dann mit einer Lunte das Schwarzpulver mit Verzögerung ge- zündet wurde. Später wurden Züge in die Läufe eingebaut, um das Ge- schoss sicher und gezielt durch die Luft zu bekommen. Er zeigt uns den letzten aus der Serie der 30er-Drillinge, der 38.000 Euro Wert ist. „Das Teuerste, was jemals in Suhl gebaut wurde, war 1976 ein komplettes Gewehrset für den Schah von Persien für 186.000 D-Mark“, wusste der Waffenmeister. „Hüten sie sich vor Leuten mit Spa- zierstöcken oder alten Handys mit Stummelantennen. Die könnten auch schießen, das BKA hat schon drei Stück eingezogen. Solche Spazierstö- cke gab es 1920 frei zu kaufen“, warnte er. Patente geplündert „1945 wurden zuerst die technischen Patente durch die Amerikaner ge- plündert und die Russen haben dann den Rest der Ingenieure mitgenom- men. Erst 1951 beginnt wieder eine Produktion von Sportwaffen“, be- schrieb er die Nachkriegszeit. In der Fachabteilung „Sportwaffen“ erzählte der Waffenmeister folgende Episode vom Biathlon Anfang der 80er Jahre: „Ein junger Pimpf von 18 Jahren aus der DDR kommt auf den Schießstand, nimmt sein neues Ge- wehr hoch und „Feuer!“ Und das fünf Mal. Sven Fischer hat sein Modell, unseren Repetierer aus Suhl bis zum Karriereende geschossen“. Nachdem der bayerische Spitzen- sportler Tobias Angerer nach einem Wettkampf geheult hatte, Fischer hatte für seine fünf Schuss nur 26 Sekunden benötigt und er stand noch beim ersten Ladevorgang, habe Franz-Josef Strauß getobt. Erst ein Büchsenmachermeister aus Bayern, Peter Pförtner, habe ein verbessertes Gewehr konstruiert, mit dem heute 90 Prozent der Weltelite schieße. Möglichst viel Radau Im Fachbereich „Militärwaffen“ wur- den die immer perfekter werdenden Kriegsgeräte gezeigt. Dazu der Waf- fenmeister: „Es beginnt 1485 in Suhl mit Vorderladern, diesen schweren Klopfern. In die Läufe wurde alles gestopft, was hineinpasste, um mög- lichst viel Radau zu machen. Es ging mehr darum, den Feind zu erschre- cken, denn Feuerwaffen waren noch nicht schlachtentscheidend.“ Später kamen erste Hinterladerge- wehre auf den Markt. 1843 entwi- ckelte Nikolaus von Freise aus Söm- merda ein Zündnadelsystem, das in der Schlacht von Königgrätz gegen Österreich 1866 auf preußischer Sei- te entscheidend war. Um 1900 schrieb ein Suhler Weltge- schichte: Hugo Schmeißer, Chefkon- strukteur der Haenel-Werke, baute die erste Maschinenpistole. Auch die ersten wassergekühlten Maschinen- gewehre von Haenel und die Waffen des russischen Konstrukteurs Ka- laschnikow waren ausgestellt. Abschließend zeigte der Waffenmeis- ter an einigen Beispielen die Herstel- lung von Gewehrläufen von der hand- werklichen Herstellung bis heute. Vier Maschinen im Wert von je 2,5 SEITE 84 ZIELE JAHRGANG 9, AUSGABE 26 Die Göttinger Reisegruppe lässt sich von Rainer Thiel (mit Cap) über die Kunsteis-Rennschlittenbahn informieren. Solche Prunkwaffen mit kunstvoll gravierten Schäften wurden von den Suhler Büchsenmachern früher hergestellt.

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