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Turkei aktuell Januar 2016 A4

TÜRKEI AKTUELL JANUAR 2016 3 Eine Friedensgruppe, bestehend aus 106 Intellektuellen, wie Schriftstellern, Künstlern, politischen Persönlichkeiten und Wissenschaftlern, hat sich in Diyarbakir, wo es seit Wochen durch Zusammenstöße Tote und Verwundete gibt, getroffen, um den Krieg vor Ort zu beobachten und ein Zeichen für Frie- den zu setzen. An einer Presserklärung der Friedensgruppe, die im Zentrum von Diyarbakir abgehalten wurde und die gegen den Krieg und für Brüderlichkeit appellierte, nahmen mehrere promi- nente Persönlichkeiten teil. Unter ihnen waren Türkan Elci, die Ehefrau des kürzlich ermordeten Vorsitzenden der Anwalts- kammer Diyarbakirs Tahir Elci, Rakel Dink, die Ehefrau des 2007 durch einen Mordanschlag getöteten Chefredakteurs der Zeitung „Agos“ Hrant Dink, Prof. Baskin Oran, die Schriftstel- lerin Oya Baydar, sowie die KünstlerInnen Lale Mansur, Orhan Aklaya, Zeynep Tanbay und Ferhat Tunc teil. Türkan Elci verlas vor einem Transparent, mit der Aufschrift „Maßgebend ist das Leben- Stoppt die Waffen und die Gräuel- lasst uns über Frieden reden“ , die Eröffnungsrede. Als Elci die Gäste willkommen hieß, bedankte sich Rakel Dink und sagte: „Wir sind gekommen, meine Schwester, um zu zeigen, dass du nicht alleine bist“. Weiter sagte Dink: „Die Erde ist mit Blut nicht zu sättigen, wir sind hier, um zu sagen, dass es reicht. Wir appellieren an alle, dieses Ausmaß an Leid- es reicht.“ Ahmet Sen und Muhsin Sanay, Gemeindevorsteher aus Sur, sagten, dass durch die bewaffneten Auseinandersetzungen in- zwischen 24.000 Menschen geflohen sind und fragten: „wes- halb schweigen unsere türkischen Brüder und Schwestern? Diese Angriffe werden letztendlich in einem Bürgerkrieg enden. Das Parlament muss dringend eingreifen.“ Als die Friedensgruppe zum Liebes und- Freundschaftsdenk- mal marschieren wollte, um dort die gemeinsame Erklärung zu verlesen, wurde sie von den türkischen Sicherheitskräften mit der Begründung, dass die Auseinandersetzungen noch andauern würden und die Sicherheit nicht gewährleistet wer- den könne, aufgehalten. Daraufhin wurde die Presserklärung im Eingang zur Gazi- Straße von der Schauspielerin Lale Man- sur verlesen. Darin hieß es: „wir appellieren aus Diyarbakir an die gesamte Türkei. Wir schreiten rasend in einen Bürgerkrieg, sind wir uns dessen bewusst? Wir appellieren an diejenigen, die sich über eine Spaltung der Türkei Sorgen machen; das Land wird gespalten, die Herzen werden gespalten, sind wir uns dessen bewusst? Wir appellieren an die, die den Krieg be- schlossen haben; auf Zerstörung, Toten und Blut kann keine Regierung errichtet werden. Macht halt, schaut es euch an, versucht zu verstehen. Euer Kriegsbeschluss wird zur Kugel, zur Bombe, zu Feuer und tötet Menschen, zerstört die Natur, die Geschichte, die Kulturen, das Kulturerbe der Menschheit, die Freundschaft, die Brüderlichkeit der Völker, sind wir uns dessen bewusst? Wir sind hier, um uns als Sprachrohr des kollektiven Gewissens Gehör zu verschaffen. Wir fordern: Hände weg vom Abzug, sofortiger Waffenstill- stand, beendet die Morde und das Töten. Kehrt wieder drin- gend an den Verhandlungstisch zurück, das Parlament soll in den Prozess miteinbezogen werden und all dies soll innerhalb der demokratischen Öffentlichkeit diskutiert werden. Das Maßgebende ist das Leben, der Mensch, die Freiheit des Men- schen und das Wohlergehen des Menschen. Es reicht nun! Opfert nicht unsere Kinder, opfert uns nicht; opfert nicht un- sere Zukunft, opfert nicht unsere Jahrhunderte alte Brüder- lichkeit. Morgen wird es zu spät sein, seid ihr euch dessen bewusst? Nach der Presseerklärung besuchte die Friedensgruppe das Rathaus, das Gouvernement und die Anwaltskammer in Diyar- bakir. 106 Intellektuelle appellieren aus Diyarbakir: Euer Krieg zerstört die Freundschaft und Brüderlichkeit der Völker TÜRKEI AKTUELL JANUAR 20163

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