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17 Mit dem Klang des «Kaffeeticktack» ist Patrizia aufgewach­ sen. Jahre später, als sie aufs Gymnasium ging, waren die Zeiten von Niña, Pinta und Santa Maria fern, einige Gewohnheiten jedoch waren geblieben. Frühmorgens, wenn Papa aufstand, ­ bereitete er nicht nur eine Tasse für sich und Mama, sondern auch eine für Patrizia, während Daniele noch schlief. Jeden ­ Morgen ließ das unfreiwillige Zuschlagen der Tür der Anrichte, aus der Papa die Tassen herausnahm, und das Geräusch des Gas­ anzünders in der Küche allmählich ihre Sinne in der Trägheit des Halbschlafs erwachen. Körper und Geist ­verabschiedeten sich langsam vom Schlaf, sie verkroch sich unter der ­Bettdecke, um die letzten Augenblicke der nächtlichen Wärme zu ­genie­ ßen, bis der Duft des Kaffees in ihr Zimmer drang. Wenige ­ Minuten später hörte sie das schlurfende Geräusch von Papas Pantoffeln und das sich nähernde «Ticktack», bis ein ­Schatten durch ihre Zimmertür lugte: «Komm, Patrizia, trinken wir ­ Kaffee!» Bei diesen Worten sprang das Mädchen mit der ihr seit Kinder­ tagen in Fleisch und Blut übergangenen Bewegung aus dem Bett, machte zehn Schritte und warf sich fröstelnd wie damals in die Wärme zu Mama, die in ihrem großen Bett auch auf Papa mit dem Kaffee wartete. Erst dann begann der Tag. Der Kaffee begleitete in Patrizias Leben den Lauf der Zeit,gab ihr mit seinem Ticktack den Rhythmus vor.Morgens zum Auf­ wachen,am späten Vormittag für ein Schwätzchen mit den Kollegen im Büro,nach dem Mittagessen und gegen Abend,um der langsam aufkommenden Müdigkeit des Tages zu entfliehen.Er prägte die wichtigsten Abschnitte im Leben der Familie.Bei einer Tasse Kaffee hatte man die Entscheidung zum Kauf der ersehnten Villa getroffen, entschieden,was Patrizia und Daniele studieren sollten,und Jahre später über deren Entschluss,ins Ausland zu gehen,gesprochen. Der Kaffee war stummer Zeuge bei unendlich vielen Treffen auf einen Schwatz mit den Freundinnen und bei vielen ver­gossenen Tränen wegen enttäuschter, verlorener Lieben. In solch traurigen

Sito