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THE SOPHOMORE – ePaper 1 – 150

THE SOPHOMorE | 11 ich wieder nach Berlin zurück, hab damals für zwei Jahre ‘nen Stoffladen aufgemacht, in New York hatte ich nämlich jemanden kennengelernt, der hat Stoffe verkauft, so restpostenmäßig von den Designern aus Europa und von dem hab ich die dann eingekauft. Dann habe ich angefangen, weil mir langweilig war, verschiedene Nähkurse anzubieten, Auf- tragsarbeiten anzunehmen und diese genäht. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Ich möch- te nicht immer wieder diese Stoffe verkaufen an Leute, die dann sagen: Aaaach, da mach‘ ich das und das draus! Ich dachte bei mir: Oh nein, ich möchte auch etwas daraus machen! Weißt du, ich habe z.B. einen Lieblingsstoff, den ich ver- kaufe und selbst eine feste Vorstellung gehabt, was ich daraus hätte designen können. In dieser Situation habe ich erkannt: Nee, das ist nicht das, was du auf Dauer machen willst, das kann nicht mein Job sein. Ich hatte da damals einen Mietvertrag über zwei Jahre, das war noch in Kreuzberg 61. Dann habe ich gemerkt, dass immer mehr junge Menschen nach Neukölln ziehen. Ich begann auch, mir die Läden dort anzugucken und dann habe ich den hier gefunden. Seit 6 Jahren bin ich jetzt hier und langsam an dem Punkt, wo ich sage: Bald will ich mal woanders hin. Und wohin soll‘s gehen? Also entweder bleibe ich wirklich hier und ma- che alles neu – hier kommen schon ein paar Touristen hin, aber es ist eben nicht Mitte. Dafür ist es nicht so teuer wie in Mitte. Aber entweder kommen die Leute dann hierher oder ich muss eben dahin, wo die Leute sind. Oder ich arbeite mehr online, da verkaufe ich ja mehr als im La- den. Ich bin bei DaWanda und damit verdiene ich eigentlich das Geld. BackUp-Plan? So für die Zukunft? Unternehmensberatung ;) Während meiner Mo- deschulzeit hatte ich einen Praktikumsplatz bei Gruner+Jahr in Hamburg, denn ich wollte etwas machen, wo man Mode und Schreiben vereint. Dann kam aber doch alles anders und ich ging nach New York. Ich könnte mir vorstellen, einer- seits meine ganzen Erfahrungen, die ich jetzt in den sechs Jahren als selbstständige Person, die ein Einzelunternehmen erfolgreich aufgebaut hat, weiterzugeben oder schriftlich zu fixieren. Aber man muss auch sehen: Alles hat Vor-und Nachteile: Wenn du ‘n festen Job hast, hast du höchstwahrscheinlich auch einen Boss, der dir irgendwie sagt: „Näääh, das gefällt mir so nicht, mach mal anders, kannst du Samstag auch kom- men blabahblah.“ Ich hab natürlich andere Frei- heiten. Ich kann morgens sagen: „Och, ich geh mal vor der Arbeit ‘ne Runde schwimmen, ich fang heut mal erst um 11 an.“ Und als Angestellte hast du eben dieses fest ste- hende Gehalt und kannst nur bedingt aufsteigen. Ich habe grundsätzlich nach oben alles offen. Aber wie gesagt, alles hat seine Vor- und Nach- teile. Man muss sich vor Augen halten: Was ist gut und was möchte ich? Und dieses Ziel muss man dann einfach verfolgen, halt alles offen. „DIESER POSITIVE ANTIPERFEKTIONISMUS, DAS BEDEUTET AUCH MAL SELBSTBEWUSST ZU SEIN UND ZU SAGEN: NEE, ICH MACH JETZT NICHT JEDEN DRECK, DEN IHR SAGT.“ Bildung & Karriere

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