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dichtdran 1/2017 Angedacht 2 | „Noch ist es nicht zu spät … … aber du musst ganz viel ändern und besser wer- den.“ Ich war 14 und vor mir saß mein Klassenlehrer mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck, neben mir meine Mutter. Auch ihr Gesichtsausdruck war ernst, sehr ernst. Elternsprechtag kurz vor den Winterferi- en. Englisch, Mathe und Französisch waren ein De- saster. Ich hatte das erste Halbjahr komplett in den Sand gesetzt. Draußen fiel der erste Schnee und ich wusste instinktiv, dass mein Schlitten in dieser Saison nur sehr selten die Piste sehen würde. Cool, wie ich war, ließ ich mir nichts anmerken. Später saß ich allein in meinem Zimmer und die Tränen flossen. Ich wollte besser sein. Ich wollte gute Noten schreiben und ich wollte die Sprachen sprechen können, aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Ich konnte nicht lernen, weil ich nicht wirklich wusste, wie Lernen funktioniert. Sobald ich am Schreibtisch saß, flogen meine Gedanken davon. Ich hätte viel gegeben, wenn jemand zu mir ins Zimmer gekommen wäre und gesagt hätte: „Komm, ich helfe dir, ich zeige dir, wie es geht.“ Aber niemand kam. „Noch ist es nicht zu spät, aber du musst ganz viel ändern und besser werden.“ Dies ist ein Satz, den ich so oder ähnlich seitdem viele Male wieder gehört habe. Und ich weiß, dass ich nicht alleine bin. In unzähligen Silvesternächsten stehen Millionen Menschen da, starren in den Nachthimmel und formulieren ihre guten Vorsätze, das, was besser und anderes werden soll: Mütter, die ihre Nerven nicht im Griff haben; Männer, die sich verletzt in ein Leben des Schweigens zurückgezogen haben; Kinder, die nicht mehr vergeben können und so gerne aus ihrem Loch wieder rauskommen würden. Die Jahreslosung 2017 erinnert uns daran, dass doch einer kam, um uns zu helfen – nicht, damit wir aus eigener Kraft und mit viel Fleiß zu anderen oder besseren Men- schen werden, sondern indem er uns von innen verändert. „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“ Hesekiel 36,26. Christ zu sein heißt an dieser Stelle: Ich darf aufhören, an mir zu verzweifeln, und darf mich darüber freuen, dass Gott mehr und mehr den Menschen aus mir machen wird, der ich in seinen Augen schon längst bin. n Euer Stefan Piechottka, Gemeinschaftspastor Foto Titelbild © Rebekka Dreyer

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