2928 BILDER & ZEITEN In Ihren Büchern „Andlit Norðursins“ (Die Seele des Nordens) und „Last Days oft the Arctic“ (Die letzten Jäger der Arktis) dokumentieren Sie das Verschwinden eines Lebensstils und einer Land- schaft. Das ist ein bekannter fotografischer To- pos. Aber Ihre Bilder darf man auch als politische Äußerung verstehen: Was ist Ihr Anliegen? Ich wollte der Welt zeigen, wie das Leben am Rande der Welt ist. Als ich für ein Projekt im Norden war, habe ich schnell erkannt, dass das Eis schmilzt und der Klimawandel eine Tatsache ist. Ein Leben zu zei- gen, das nicht viele Fotografen fotografieren, ist für mich nur ein kleines Puzzleteil in einem größeren Bild. Aktuell arbeite ich an einem Gletscher-Projekt, das sowohl eine Warnung an die Welt als auch eine Hommage für die Nachwelt sein soll. An manchen Tagen auf dem Eis frage ich mich andauernd, warum die Mächtigen so lange brauchen, um Entscheidun- gen zu treffen. Es ist, als ob alle Regierungschefs dieser Welt auf der falschen Straßenseite fahren. Man muss den Wissenschaftlern und deren Studien Gehör schenken. Denn die globale Erwärmung ist wichtiger als die Politik, weil es um das Überleben des Menschen und des Planeten geht, der unser Zuhause ist. Woher rührt Ihre Leidenschaft für Schwarz-Weiß- Fotografie? Ich mag es, dass ich ein Foto in meiner Dunkelkam- mer herstelle und das richtige Gefühl ins Bild setzen kann. Verantwortlich dafür sind das Life Magazine und der Stern: Als ich einmal den Sommer auf ei- nem Bauernhof verbrachte, fand ich auf dem Dach- boden alte Ausgaben dieser Zeitschriften – da hat es Klick gemacht, und es gab kein Zurück mehr. Die Welt ist ohnehin voller Farbe, tolle Farbfotografien können schnell untergehen zwischen den Millionen von Fotos, die jeden Tag gemacht werden. Ich mag Farbe und arbeite gerne in Farbe, aber gute und hochwertig gedruckte Schwarz-Weiß-Bilder lassen noch etwas übrig für die Einbildungskraft des Be- trachters – das ist für mich das wirklich Wichtige. Die bedeutendsten Fotografien, die je gemacht wurden, sind alle schwarz-weiß. • FR 10.05. 20:00 Uhr / Gasteig, Vortragssaal der Bibliothek Last DayS of the arctic (ANDLIT NORÐURINS) Island 2011, 90 Minuten, englische Fassung Regie: Magnús Viðar Sigurðsson Gesichter des Nordens: Thordur Gudnason mit seinem Hund; Gudjon Thorsteinsson in Gardakot; Ole hat einen Seehund im Visier; wütender Hund in Scoresbysund, GrÖnland. © Ragnar Axelsson