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Nordic Talking: Der Katalog

18 LAND & LEUTE 19 bewegen kann. Die ganze Stadtstruktur besteht aus Karrees, die meisten davon sind öffentlich zu- gänglich, und so wird es auch im Siemens-Head- quarter sein. Warum, glauben Sie, hat Ihr Entwurf den Wettbe- werb gewonnen? Das verdanken wir zu guten Teilen dem Nachhaltig- keitskonzept. In den letzten Jahren haben wir un- ser Engagement auf diesem Gebiet verstärkt, weil wir es als Zukunftsaufgabe betrachten. In unserem Büro in Kopenhagen gibt es eine Abteilung mit Doktoranden und vierzehn Mitarbeitern, die über nachhaltiges Bauen forschen; kürzlich ist ein Buch erschienen, das diese Forschung zusammenfasst. Wir versuchen tatsächlich, alle Projekte unter nachhaltigen Gesichtspunkten zu entwickeln – in Dänemark gibt es ein Rathaus von Henning Larsen Architects in Viborg, das mehr als die deutschen Standards eines Passivhauses erfüllt. Das ist also möglich, und es ist nur möglich, wenn man von An- fang an nachhaltig denkt. Auch das Headquarter für Siemens muss höchstmögliche Standards er- füllen. Deshalb sind unter anderem die Fassaden der Innenhöfe schräg gestellt, sie werden nach oben weiter, damit das Licht richtiggehend herein- gesaugt wird. Das sind ästhetische Konsequenzen unserer Herangehensweise, so wird Nachhaltigkeit zu einer Architektursprache. Ökologisch zu bauen hat ja schon längst nichts mehr mit Wollstrümpfen zu tun, im Gegenteil: Wir investieren in die Nach- haltigkeit und erfahren, dass wir damit eine neue architektonische Qualität schaffen. Das Büro Henning Larsen Architects engagiert sich ja nicht nur in Nigeria, sondern schon länger auch in Saudi-Arabien. Wie verhält man sich zu der politischen Situation? Das ist tatsächlich ein schwieriges Feld, das wir jedes Mal neu ausloten. Die Einladung, ein Justiz- gebäude in Saudi-Arabien zu entwerfen, haben wir zum Beispiel aus ethischen Gründen abgelehnt. In Saudi-Arabien planen wir aber auch Universitäten und merken, dass die Öffnung für Frauen ein im- mer größeres Thema wird, zu dem wir positiv bei- tragen können, gerade mit unserem Blick, der sich auf die lokalen und kulturellen Gegebenheiten fokussiert. Im saudi-arabischen Riad haben wir ge- rade einen Masterplan für einen Finanzdistrikt ge- macht. Auch da hatten wir Erfolg, weil wir sehr viel Bedacht auf die gesellschaftlichen Werte gelegt haben. In diesem Stadtteil kann man jetzt draußen zu Fuß unterwegs sein, was seit Jahrzehnten in Riad schwierig war. Die Auftraggeber haben sich und ihre – nach ihren Aussagen – vernachlässigte Kultur in dem Entwurf wiedererkannt. Auf diesem Gebiet liegt ein alter Flusslauf, den wir als städte- baulichen Ausgangspunkt genommen haben. Um viele schattige Zonen zu schaffen, haben wir die Gebäude sehr eng gestellt; die Struktur wirkt fast mittelalterlich – auch das ein gutes Beispiel, wie man eine Tradition wiederbelebt. In den 1960er-, 1970er-Jahren begann man in Saudi-Arabien, die unerträgliche Hitze einfach mit Klimaanlagen weg- zukühlen, eine wahnsinnige Energieverschwen- dung. Da schien es angebracht, sich wieder der alten Möglichkeiten der Abkühlung zu erinnern. Spielt die Architekturgeschichte des jeweiligen Ortes auch eine Rolle in Ihren Analysen? Unbedingt, ja, gerade in München. Der Entwurf für die neue Siemens-Zentrale hat uns in die Ge- schichte der Stadt geradezu hineingepflanzt, weil sie so zentral am Wittelsbacherplatz liegt. In Mün- chen ist viel Bewegung durch Höfe und Passagen – das ist städtebaulich fantastisch: dass man sich in diesen Höfen aufhalten, sich durch sie hindurch • SO 05.05. 18:00 Uhr / Gasteig, Black Box FACETTEN SKANDINAVISCHER KULTUR- ARCHITEKTUR Vortrag von Werner Frosch Dipl.-Ing. Werner Frosch, geboren 1974, studierte an der Technischen Universität München und arbeitete anschließend zwölf Jahre lang im Kopenhagener Büro von Henning Larsen. Heute leitet er die Münchener Niederlassung von Henning Larsen Architects, die den Neubau der Konzernzentrale von Siemens am Wittels- bacher Platz verantwortet. Dipl.-Ing. Werner Frosch, geboren 1974, studierte an der Technischen Universität München und arbeitete anschließend zwölf Jahre lang im Kopenhagener Büro von Henning Larsen. Heute leitet er die Münchener Niederlassung von Henning Larsen Architects, die den Neubau der Konzernzentrale von Siemens am Wittels- bacherplatz verantwortet. Die gläserne Fassade der „Harpa“ und eine Ansicht des Konzerthauses von auSSen © Nic Lehoux Der Entwurf von Hennings Larsen Architects für den Neubau der Siemens-Konzernzentrale am WittelsbacherPlatz in München © Henning Larsen Architects

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