fahrungen. Viele fühlten sich in ihren weißen Pflegefamilien sicher und geliebt, gleichzeitig aber „anders“. Einige be- richteten von rassistischen Kommentaren in Schule oder Nachbarschaft, die von den Pflegeeltern nicht ernst genommen oder relativiert wurden. Der Wunsch nach Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen, war groß. Aufgezeigt wurde auch die fehlende Repräsentation in der Jugendhilfe selbst: kaum nichtweiße Fachkräfte, keine mehrsprachigen Ma- terialien, wenig Sensibilität für individuelle Erfahrungen z.B. mit Mikroaggressionen1, kein Verständnis für Dinge, die es zu beachten gilt, bspw. in der Haarpflege. 2. Pflegeeltern: Offenheit trifft Un- sicherheit interviewten Pflegeeltern Unter den herrschte grundsätzlich Offenheit für Vielfalt – doch auch Unsicherheit. Weiße Pflegeeltern berichteten, sie hätten kaum Wissen über Rassismus oder Macht- strukturen und seien sich nicht immer bewusst, wo welche Themen angebracht werden könnten und wie insbesondere Rassismuserfahrungen besprochen werden sollten. Pflegeeltern mit eigener Migrationsgeschichte beschrieben da- gegen Barrieren im Bewerbungsprozess – von sprachlichen Hürden über miss- trauische Nachfragen bis hin zu subtilen Vorurteilen: „Man hatte das Gefühl, wir müssen uns doppelt beweisen.“ Identitäten sichtbar gemacht werden, um Antischwarzem Rassismus und der Unsichtbarkeit indigener Gemeinschaften entgegenzuwirken.“ (Universität zu Köln, 2023, vielfalt.uni-koeln.de) 1 Mikroaggressionen: „Mikroaggressionen sind alltägliche Kommentare, Fragen, verbale oder nonverbale Handlungen, die überwiegend Pflegekinder 2/2025 3. Fachkräfte: Zwischen Professio- nalität und Machtkritik Die befragten Fachkräfte zeigten hohes Engagement, aber auch institutionelle Begrenzungen. Diversity werde im Alltag „mitgedacht“, aber selten strategisch verankert. Dies gehe auch über die Pflegekinderhilfe hinaus, da auch in den Organisationen, mit denen zusammenge-- arbeitet werde, diskriminierungssensible Ansätze keinen Raum fänden. Andere Themen würden Vorrang nehmen, sodass in Beratung und Hilfeplanung Ausgren- zungserfahrungen wenig beachtet wür- den. Ergebnisse: Diversity als Baustein für eine gerechtere Pflegekinderhilfe Aus den geführten Interviews und der Literatur lassen sich einige Fokusse formulieren: 1. Repräsentationslücken Die Unterrepräsentation von Pflegeeltern mit eigenen Diskriminierungserfahrungen, insbesondere Rassismuserfahrungen, führt zu Passungsproblemen in der Ver- mittlung und kann langfristig Pflege- verhältnisse destabilisieren. Kinder profi- tieren nachweislich, wenn sie in Familien aufwachsen, die ihre ethnische Identität spiegeln oder anerkennen und Diskrimi- nierungserfahrungen erkennen, benennen und bearbeiten. marginalisierte Gruppen treffen und negative Stereotypen verfestigen. Sie können sowohl absichtlich als auch unabsichtlich geäußert oder getätigt werden. Obwohl sie oft nicht verletzend gemeint sind, können sie dazu führen, dass sich Menschen unsicher und unwohl fühlen.“ (Universität zu Köln, 2023, vielfalt.uni-koeln.de) 41