Nachhaltig innovative Produktion Auch das Tierwohl ist eine Herausforderung für die niederländische Landwirtschaft. Der Besuch eines runden, unterteilten Hühnerstalls, stiess auf grosses Interesse. Die Legehennen, von de- nen je 3000 in einem Abteil untergebracht sind, haben Auslauf ins Freie. In der Mitte der Anlage befindet sich der Raum für das Sammeln, Sortie- ren und Verpacken der Eier, die in biologisch ab- baubaren Kartons mit je sieben Eiern (eines pro Tag) verkauft werden. Auch das Aufkommen der Präzisionslandwirtschaft eröffnet neue Per- spektiven. Eine Technologie erlaubt es, den Bo- den zu scannen und verschiedene Daten (z. B. Bodentyp, Wassergehalt und Bodenverdichtung) parzellenscharf zu bearbeiten. Bedeutung von Kompetenznetzwerken Innovationen in den Niederlanden entstehen fast immer durch die Bündelung unterschied- licher Kompetenzen, die entlang der Wert- schöpfungskette, bei Berufsverbänden, in- und ausländischen Universitäten sowie weiteren regionalen und nationalen Akteuren vorhan- den sind. Digitales Datenmanagement und di- gitale Datensicherheit werden immer wichti- ger und erfordern zahlreiche Kompetenzen, die der Landwirtschaftssektor allein nicht besitzt. Die Herausforderungen sind gross und die Er- wartungen der Bevölkerung riesig und vielfäl- tig. Die niederländische Landwirtschaft scheint sich der Herausforderungen bewusst geworden zu sein und versucht, den Weg in Richtung Di- versifizierung und Nachhaltigkeit einzuschlagen. Die Schweizer Landwirtschaft ist in diesem Be- reich relativ gut positioniert. Aber wird das auch so bleiben? Die Studierenden und die Jungland- wirtinnen und Junglandwirte, die an dieser Rei- se teilgenommen haben, scheinen diesbezüglich zuversichtlich. Drei Fragen an Jean-Marc Chappuis, Vizedirektor beim BLW 1. Was ist das Fazit dieser Studienreise? Der Mix aus Menschen unterschiedlicher Her- kunft funktioniert gut und ist sehr interes- sant. Es wurden Ideen und Meinungen aus- getauscht und man sprach über Projekte. Ich habe festgestellt, dass die niederländische Landwirtschaft trotz ihrer unbestrittenen wirt- schaftlichen Leistungsfähigkeit mit ernsthaf- ten Umweltproblemen konfrontiert ist, die das traditionelle Agrarregime in Frage stellen. Wir haben mehrere Projekte gesehen, die ei- nen anderen Weg einschlagen. In der Schweiz existieren ebenfalls viele ähnliche Initiativen. 2. Welche Anregungen nimmt das BLW zur Unterstützung der Innovation mit? Agrarpolitik, Agrarforschung und Beratung bieten viele Möglichkeiten zur Unterstützung der Innovation in der Landwirtschaft. Es geht nicht darum, neue Instrumente zu schaffen, sondern den Dialog zwischen Forschung und Praxis zu stärken. Die Begleitung der Idee bis zur Umsetzung ist eine Herausforderung. Wir wollen Menschen mit komplementären Fähig- keiten – Landwirtinnen und Landwirte, Bera- tende und Forschende – zusammenbringen, um praktische Lösungen zu finden, wobei die Landwirtschaft von Anfang bis zum Ende voll zu integrieren ist. Holland praktiziert diese Form der aktiven Zusammenarbeit. 3. Soll der Austausch in Form einer Aus- landreise wiederholt werden? Ich bin überzeugt, dass die Vernetzung von Personen mit unterschiedlichem Hintergrund, die sich für Innovationen, interessieren, fort- gesetzt werden muss. Die Frage der Methode bleibt offen. Es braucht nicht jedes Jahr eine Auslandsreise, obwohl so bleibende Kontakte entstehen. 5