Vogelfauna durch. Die Ergebnisse vergleichen wir über sechs Jahre mit einer etwas weiter entfernten Referenzfläche. Mir ist es wichtig, dass wir auf der Basis der Effekte urteilen und nicht nur weil es gut aussieht. Ich erwarte mehr Vielfalt, ein resilienteres System und hoffentlich ein reduzierter Pflanzenschutzmitteleinsatz. Was sind Herausforderungen in der Bewirtschaftung? Eine sorgfältige Saatbettvorbereitung und Aussaat im Frühling ermöglicht eine erfolgreiche Anlage der Brache. Zwar muss man anfangs mit Unkrautwuchs rechnen, aber mit der Zeit etablieren sich die ge- wünschten Pflanzen. Die grösste Herausforderung in der Pflege sind Neophyten, insbesondere das einjährige Berufkraut. Hier wünsche ich mir mehr Unterstützung seitens Verwaltung und der Be- völkerung, damit dieses Problem ganzheitlich angegangen wird und nicht allein von der Land- wirtschaft getragen werden muss. Welche Rückmeldungen erhalten Sie? Die Rückmeldungen anderer Landwirtinnen und Landwirten sind grösstenteils positiv. Natürlich gibt es auch einige, die nicht sofort offen dafür sind, aber es ergeben sich Diskussionen, und das ist bereits ein Anfang. Derzeit fehlt es der Praxis möglicherweise noch an einem direkt sichtbaren Nutzen. Es ist bedauerlich, dass die Förderung der Biodiversität jetzt durch eine neue Vorschrift erfolgen muss. Die Resonanz aus der Bevölkerung ist sehr positiv. Die Blütezeit der Brachen bietet eine ideale Gelegenheit, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, einschliesslich den Konsumentinnen und Konsumenten. Ich finde es wichtig, die Bevölkerung auch über ihre Verantwortung aufzuklären. Was empfehlen Sie Ihren Berufskolleginnen und -kollegen? Es ist notwendig, sich mit den Standortbedingun- gen und Bodenverhältnissen auf dem Betrieb aus- einanderzusetzen und die Biodiversitätselemen- te wie eine Ackerkultur zu betrachten. Dadurch kann man die Elemente auswählen, die am besten zu den vorherrschenden Bedingungen passen. Ein weiterer hilfreicher Schritt ist der Austausch mit benachbarten Landwirtschaftsbetrieben, die bereits erfolgreich Biodiversitätselemente umgesetzt haben, um von ihren Erfahrungen zu profitieren. Weitere Infos: agrinatur.ch; AGRIDEA-Merkblatt zu Nützlingsstreifen; Brachen-ABC; Projekt 3V 5 Bio-Landwirt Urban Dörig hat in Zusammen- arbeit mit der Vogelwarte und dem Amt für Raumentwicklung (ARE) einen Demonstra- tionsbetrieb in Diessenhofen TG aufgebaut, der verschiedene Elemente zur Förderung der Biodiversität beinhaltet. Im Interview mit Nadia Frei, AGRIDEA teilt Urban Dörig seine Erfahrungen. Wie kamen Sie darauf einen Demonstrations- betrieb zu errichten? Ich bin davon überzeugt, dass jede einzelne Person in ihrer kleinen Welt zur nachhaltigen Lebensmittel- produktion beitragen kann. Auf meinem Betrieb möchte ich eine funktionelle Biodiversität fördern, die auf einer gesamtheitlichen Betrachtung basiert und direkt meinen angebauten Kulturen zugutekommt. Da es in der Forschung und Bera- tung an ausreichendem Wissen mangelt, kontak- tierte ich im Rahmen des Projekts 3V die Vogelwarte. Gemeinsam mit dem ARE haben wir ein Konzept erarbeitet, um die Biodiversität auf meinem Betrieb zu fördern. Wie sieht die Biodiversitätsförderung konkret aus? Extensive Wiesen und Brachen sind schon länger Bestandteil unserer Betriebsfläche. Vor drei Jahren begannen wir gezielt neue Elemente anzulegen. Um jede Parzelle haben wir einen 15 m breiten Streifen angesät, welcher aus 3 m Saum und beidseitig je aus 6 m Brachen besteht. In der Mitte des Saumes haben wir stellenweise Hecken angepflanzt. Die Hälfte des Getreides haben wir in weiten Reihen angebaut. Langfristig möchten wir die ganze Fruchtfolge inkl. Gründüngungen betrachten und ein System entwickeln, dass sich selber im Gleichgewicht halten kann. Wird das Projekt wissenschaftlich begleitet? Zusammen mit der Vogelwarte führen wir sechs- mal jährlich ein Monitoring der Insekten- und