Partner ebenfalls Landwirt mit elterlichem Betrieb, drängt sich häufig ein Entscheid auf: Entweder den elterlichen Betrieb übernehmen oder in den Betrieb des Partners miteinsteigen auf die Gefahr hin, die Haushalts- und Für- sorgearbeiten übernehmen zu müssen. Das ist eine anspruchsvolle Konstellation, die aufzeigt, dass Frauen trotz landwirtschaftlicher Berufs- bildung tendenziell im Haushalt landen. Wenn das so stimmt für das Paar: à la bonheur. Wenn nicht, kann eine Liebe daran zerbrechen. Egal, ob als Frau des Bauern, Bäuerin oder als Landwirtin: Frauen können viel bewegen, wenn es in der Landwirtschaft um Innovation oder um neue Betriebszweige geht. Sie denken oft langfristig und setzen ihre Stärken und Lebens- erfahrung in Familie und Betrieb ein, um immer wieder Neues zu wagen. Wie geht es den Frauen mit ihrer Rolle? Welchen Herausforderungen begegnen sie? Die jungen Frauen sind zunehmend nicht mehr gewillt, in die ihnen zugedachte Rolle zu schlüpfen. Gleichzeitig kommen sie als Fremde von aussen in ein Gefüge, das bis anhin funk- tioniert hat. Ich empfehle den Frauen, sich möglichst früh mit ihrem zukünftigen Platz und ihrer Rolle auf dem Betrieb auseinander- zusetzen und in diesen Prozess ihren Partner einzubinden. Erwartungen und Wünsche gehören auf den Tisch und sollen nicht diffus im Raum stehen bleiben. Als weitere grosse Herausforderung sehe ich die rechtliche Situation der mitarbeitenden Bäuerin. Viele Frauen kommen aus einem beruflichen Angestelltenverhältnis heraus auf den Bauernbetrieb und geraten damit in ein neues Arbeitsfeld, das sich deutlich von dem bis anhin bekannten unterscheidet. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich das Betriebsleiterpaar zu Beginn ihrer Gemeinschaft gut beraten lässt hinsichtlich Rechts- und Versicherungsfragen wie auch der sozialen Absicherung bzw. Vor- sorge. Zugegeben, diese Themen erzeugen keine Schmetterlinge im Bauch, aber sie fallen auch nicht massgeschneidert vom Himmel. Geregelte Verhältnisse können Tragödien ver- hindern, wenn durch Unfall, Krankheit oder Trennung das Leben kippt. Spannungsfeld Hofübergabe: Was raten Sie einer jungen Bäuerin/Landwirtin, die auf den schwiegerelterlichen Betrieb zuzieht? Was kann die abtretende Gene- ration für eine einvernehmliche Hofüber- gabe beitragen? Ach, dazu gibt es Ratgeber und Checklisten bis zum Abwinken. Das Bild der schwierigen Schwiegereltern mag ich nicht kultivieren. Man muss sich doch einfach mal vor Augen führen, dass sich für die abtretende Generation einen Lebensabschnitt schliesst, der sie ins zweite Glied katapultiert. Sie muss lernen loszulassen und beschreitet damit genau so einen neuen, unbekannten Weg wie die Generation, welche den Betrieb weiterführt. Sehr oft wird jedoch erwartet, dass sich die Frau «von aussen» in das vorliegende System einzufügen hat. Diese Erwartung passt nicht mehr in unsere Zeit. Spätestens bei der Hofübernahme muss sich der Nachfolger vom früheren Familiensystem distanzieren, um mit seiner Partnerin das eigene zu gründen. Passiert dieser Ablösungs- schritt nicht, helfen auch keine getrennten Wohnverhältnisse oder separate Wohnein- gänge. Und die Bemühungen um ein «gutes Zusammenleben» wirken schal. Das ist der einzige Punkt, den ich Frauen mitgeben würde, nämlich, dass sie von ihren Partnern ein klares Bekenntnis zu ihr und ihrem zukünftigen gemeinsamen Leben einfordern sollen. Wenn Sie einer jungen Bäuerin/Landwirtin einen Ratschlag auf ihren Lebensweg mitgeben könnten, welcher wäre dies und wieso? Ich empfehle allen jungen Frauen, die vor dem Schritt auf den Bauernbetrieb stehen, wenn immer möglich zuerst mit ihrem Partner allein und weg vom Betrieb für ein halbes oder für ein Jahr zusammenzuleben. Warum? Es hilft ungemein, sich als Paar zu finden und einen Grundstein zu setzen für ihr gemeinsames Leben und Arbeiten. Diesen Rat würde ich auch Frauen mitgeben, welche den elterlichen Hof übernehmen und ihr Partner «von aussen» kommt. Der bewusste Schritt zur anfänglichen Zweisamkeit kann hilfreich sein für ein späteres respektvolles Miteinander. 5