Methoden der Forschung und der Wissens- vermittlung voraus. Es sind dies: • Grundsätzliche Veränderungen in der Denk- weise: Wertschöpfungsketten, die dezentral anstatt zentral, unabhängig anstatt ab- hängig, vielfältig anstatt spezialisiert, an der Gemeinschaft nicht am Wettbewerb orientiert, in Harmonie mit der Natur anstatt auf das Dominieren der Natur ausgerichtet sind (nach Beus & Dunlap, 1991); • Ein vertieftes Verständnis von komplexen Systemen; • Eine umfassende Innovationsstrategie, welche soziale/institutionelle, ökologische und technologische Transformationen gleichgewichtig vorantreibt; • Ein Verständnis für die geänderte Rolle der Bauern und Bäuerinnen als Treiber und nicht als Getriebene der Innovation. Wissenschaft und Beratung müssen zu Co-Creation of Knowledge befähigt werden; • Das grosse Interesse der Gesellschaft für Ernährungs- und Landwirtschaftsfragen positiv nutzen mit gemeinsamen Vermark- tungsinitiativen, unterschiedlichen Formen der Solidarischen Landwirtschaft, gemein- samen Projekten im Bereich Regionalentwick- lung, Landschaft und Umweltschutz sowie gemeinsamen Forschungsprojekten (Citizen Science). Agrarökologie als Grundkonzept für eine nachhaltige Landwirtschaft Die Agrarökologie hat ein grosses Potenzial, die gesamte Landwirtschaft nachhaltiger zu machen. Sie beschreibt eine angewandte, systemorien- tierte Forschung, die ökologische und soziale Ziele in der landwirtschaftlichen Produktion stark gewichtet. Sie hat sich in jüngster Zeit zu einer landwirtschaftlichen Praxis weiterentwickelt, zuerst in Lateinamerika, allmählich auch in Afrika, Asien und Europa. Der politische Flügel der Kleinbauern und -bäuerinnen, die La Via Campesina hat den Begriff Agrarökologie mit dem Konzept der Ernährungssouveränität verheiratet, um die Rolle kleiner Produzenten und Produzentinnen und regionaler Wertschöp- fung zu stärken. Die Symbiose zwischen einer produktiven Land- wirtschaft, dem Schutz der natürlichen Ressour- cen und einer fairen Landwirtschaft wird in der Agrarökologie angestrebt. Fair für die produzie- rende und konsumierende Bevölkerung sowie die Tiere. Selbst die internationalen und euro- päischen Bioorganisationen (IFOAM) sehen den Ansatz als Lösung für die nachhaltige Welt- ernährung, welche die Ertragsschwäche des Biolandbaus ausgleichen könnte. Die Agrarökologie baut nicht auf dem zertifi- zierten Biolandbau mit seinen Richtlinien auf, sondern gibt den Landwirtinnen und Landwir- ten mehr situative Entscheidungsfreiheit und ist technologieoffener. In der Schweiz könnte man sie zwischen der IP-Suisse und dem Bio- landbau positionieren. Im Fokus stehen vorbeu- gende Massnahmen, die im Biolandbau die Produktivität sichern: vielfältige Fruchtfolgen, Schliessung der Nährstoffkreisläufe zwischen Ackerbau und Tierhaltung, Humusaufbau und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, Integration von ökologisch vielfältigen Elementen wie Bunt- brachen, Hecken oder nützlingsfördernde Mass- nahmen in den Kulturen, Anbau von robusten oder resistenten Sorten und eine Reduktion des direkten Pflanzenschutzes auf Ausnahme- situationen. Beim direkten Pflanzenschutz wird soweit wie möglich auf physikalische Metho- den, Biocontrol und Natursubstanzen gesetzt. Die teilweise Umstellung der Ernährung von tierischen Proteinen auf pflanzliche und die Reduktion der Lebensmittelverschwendung durch Konsumänderungen oder effiziente Rückführung in den Ernährungskreislauf wird ebenfalls adressiert. Agrarökologie nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Stei- gerung der Effizienz und prüft ergebnisoffen die neusten Techniken der Pflanzenzüchtung. Agrarökologie könnte so als «Dritter Weg» oder als Kombination der besten Lösungen bezeichnet werden. Weitere Infos: agroecology.science 5