Fahrgast und Verkehr Weltpremiere im hohen Norden In Kiel bringt DB Regio weltweit erstmals einen Dieselbus mit umweltfreundlicher Propangasklimaanlage auf die Straße. Seit September betreibt das Tochterunterneh- men Autokraft dort im Rahmen eines Pilot- projekts einen umgerüsteten MAN A20, Baujahr 2017 im überwachten Betrieb im Li- nienverkehr. Mit der Premiere adressiert DB Regio Straße gemeinsam mit den Partnern Eberspächer, OES-Line und HYDAC eine zentrale Herausforderung der Bus-Branche: Einerseits schränkt die Neufassung der EU- Verordnung über fluorierte Treibhausgase die Verwendung herkömmlicher syntheti- scher Kältemittel massiv ein. Andererseits kommt Propan bisher nicht infrage, weil der standardmäßig in Klimaanlagen von Dieselbussen verwendete Systemaufbau da- für nicht geeignet ist und serienreife Alter- nativen für eine Umrüstung bisher fehlen. „Auch Bus-Hersteller bieten ab Werk keine Lösung an“, berichtet Daniel Marx, Vorsit- zender der Regionalleitung bei DB Regio Bus Nord. Mit dem Kieler Piloten will das Projekt- team diese Lücke schließen und zeigen, wie sich der Umstieg auf klimafreundliche Kältemittel in der Praxis realisieren lässt. Eine Schlüsselrolle spielen dabei jüngst zur Serienreife entwickelte elektrisch an- getriebene Kompressoren, die von einem Generator mit Strom versorgt werden und ihre mechanisch angetriebenen Vorgänger ersetzen. Die Aufsicht des Linienbetriebs und die engmaschige Erfassung der Be- triebsdaten erfolgt durch Niederlassungs- leiterin Dana Schulz und Flottenmanager Marco Pacholke. g n a L r e v i l O / G A B D : o t o F Zielbahnhof Zukunft Projekt „Ideenzug“ hat den Nahverkehr wie kaum ein anderes geprägt Beleuchtung und Displays, Innenlayout, Zonierung, Orientierung und Fahrgast- information, Farben, Formen und Materiali- en: Kaum ein Projekt hat das Design und den Komfort des Nahverkehrs auf der Schiene so nachhaltig beeinflusst wie der Ideenzug. Was der Ideenzug vorgedacht und exemp- larisch umgesetzt hat, schlägt sich heute im Redesign vieler Fahrzeuge nieder und wird das Ambiente künftiger Zuggenerationen prägen. „Mission accomplished“, blickt De- signer Julian Fordon zurück, der das Projekt gemeinsam mit vier Kollegen aus der DB Regio-Zentrale entwickelt und vermarktet hat. „Der Ideenzug hat sein Ziel erreicht.“ Genau genommen waren es drei Ideenzüge, die das Team entwickelt hat. Den Anfang machte 2017/18 das Mock-up eines Dop- pelstockwagens mit einem Feuerwerk krea- tiver Vorschläge. Die besten davon wurden gemeinsam mit der Bayerischen Eisenbahn- gesellschaft in einem umgebauten Fahrzeug für die Südostbayernbahn verwirklicht, das heute auf der Strecke München – Mühldorf unterwegs ist. Auch zehn Wagen auf der Taunusstrecke Frankfurt a. M. – Limburg wur den mit Komponenten des Ideenzug- Regio bestückt. Es folgte das Mock-up Ideen zugCity für die Metropol-S-Bahnen und die Adaption Ideen zugUrban mit einem Mock-up und einem Umbaufahrzeug für die S-Bahn Hamburg. Aus dem IdeenzugCity gingen nicht nur Redesign-Programme wie für die S-Bahn Stuttgart hervor. Viele Bau- steine fanden auch Eingang in die Anforde- rungen der Aufgabenträger für kommende S-Bahnflotten. Mit Unterstützung der Designagentur neo- mind hat der Ideenzug rund 50 Industrie- partner eingebunden und vernetzt, um innovativen und an den Bedürfnissen der Fahrgäste orientierten Innenräumen den Weg zu ebnen. „Wir haben das Projekt als Schaufenster und Impulsgeber für die Auf- gabenträger und die Branche auf den Weg gebracht“, sagt Philipp Kühn, Leiter Marke- tingstrategie und -kommunikation bei DB Regio. „Wir können den Ideenzug als Projekt abschließen, er hat sein Ziel erreicht. Jetzt freuen wir uns auf viele Umsetzungen, die den Nahverkehr attraktiver machen.“ Schöner reisen am Rhein und an der Spree Im Rheinland geht das S-Bahn-Redesign in die zweite Runde und in Berlin ein Mammutprojekt auf die Zielgerade Bei der S-Bahn Berlin nähert sich die Mo- dernisierung der Baureihe 481 dem Ende. Bei der S-Bahn Rheinland ist das Redesign der Baureihen 422 und 423 gerade angelaufen. Hier wie da können sich die Fahrgäste über attraktive und komfortable Fahrzeuge freuen. Bereits 2019 hat in Berlin die Modernisierung der Baureihe 481 begonnen, die das Rückgrat der S-Bahnflotte bildet. Fast alle der insgesamt 500 Viertelzüge (Zwei-Wagen-Einheiten) erhielten in der Werkstatt Schöneweide in- zwischen eine neue Lackierung, neue Boden- beläge, Sitzgestelle und Polster, zusätzliche Haltestangen und eine Videoüberwachung des Fahrgastraums. In der ersten Jahreshälf- te 2026 werden die letzten erneuerten Züge in den Betrieb eingetaktet. „Ich bin stolz auf alle Mitarbeitenden, die ein Projekt dieser Größenordnung in unserer Hauptwerkstatt 6 gestemmt haben“, sagte S-Bahnchef Peter Buchner bei einem Pressetermin im Septem- ber. Mit 250 Millionen Euro finanzierten die Länder Berlin und Brandenburg über den Ver- kehrsvertrag den Umbau. r e l s s e o R e m o l a S : o t o F Bei der S-Bahn Rheinland geht die Flottenmo- dernisierung nach der Baureihe 424 (24 Züge) nun in die zweite Runde. Die Baureihen 422 und 423, insgesamt 99 Fahrzeuge, bekommen ein neues Innendesign, Komfortfeatures wie WLAN, Steckdosen, USB-Anschlüsse und ein verbessertes Fahrgastinformationssys- tem. Musterumbau und Zulassung stemmte das DB Regio-Projektteam gemeinsam mit DB Systemtechnik und Talbot Services (Aa- chen) in nur einem Jahr. Seit 1. Oktober sind die ersten Züge im Einsatz, Ende 2026 soll die Modernisierung abgeschlossen sein. In das Redesign aller drei Baureihen investieren die Aufgabenträger rund 300 Millionen Euro. (v. l. n. r.) Frederik Ley, (DB Regio NRW), Oliver Wittke (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) und Marcel Winter (go.Rheinland) stellen das neue Redsign-Projekt der S-Bahn Rheinland vor.