Hallo Olli, wir hatten immer gehofft, dass dieses Gespräch nie stattfinden werden würde, aber im Sommer beendest Du Deine aktive Karriere. Jetzt, wo noch drei Spieltage anstehen, wie fühlt sich alles für Dich an? Es ist schon ein komisches Gefühl. Während der aktiven Zeit denkt man immer, dass die- ser Zeitpunkt niemals kommt. Wenn es jetzt aber soweit ist, mischen sich Wehmut und Vorfreude. Auf der einen Seite werde ich die Zeit mit den Jungs in der Kabine, dass Quatsch erzählen und die Gemeinschaft ver- missen. Ich bin sehr gespannt auf den neuen Rhythmus in meinem Leben, habe da aber keine Angst, sondern eher einen gesunden Respekt vor dem was da kommt. Denn natürlich freue ich mich auch auf die Zeit nach der Karriere. Mehr Zeit für meine Frau und mein Kind zu haben, neue Sport- arten auszuprobieren oder einfach mal über das Wochenende irgendwohin in Urlaub zu fahren. Und letztlich habe ich „Hölle“ ja bei der Arbeit jeden Tag um mich, mit „Brinki“ spiele ich oft Tennis und mit Saban unter- nehme ich auch oft privat etwas. So ganz werden die mich also nicht los. Kam die Entscheidung Deine Karriere zu beenden spontan oder ist sie lang- sam gereift? Die Entscheidung ist mit der Zeit gereift. Letztlich bin ich ja nun wirklich nicht mehr der Jüngste. Viele von den Jungs, die wir haben sind mittlerweile besser ausgebildet und dann eben auch einen Tick schneller als ich. Da kann man die Zeit nicht zurückdre- hen. Der Hauptgrund war dann aber die Ent- scheidung für meine Familie. Wir haben uns speziell im Winterurlaub Gedanken gemacht und sind dann recht schnell zu dem Ent- schluss gekommen, dass es an der Zeit ist ein neues Kapitel aufzuschlagen, um speziell mehr Zeit für meinen kleinen Sohn zu ha- ben. Ich bin unter der Woche zwölf Stunden unterwegs und habe eigentlich nur Sonntag- nachmittags mal wirklich Zeit für ihn. Und wenn er morgen früh, wenn wir nach Kaan- Marienborn fahren, vor mir steht und mich fragt, ob Papa nicht zu Hause bleiben kann, ist das schon herzzerreißend. Was haben denn Deine Eltern, die zu je- dem Spiel von Dir fahren, zu Deiner Ent- scheidung gesagt? Ich glaube sie sehen das mit einem lachen- den und einem weinenden Auge. Aber erst- mal bin ich beiden absolut mega dankbar, während meiner Jugendzeit haben sie mich überall hingefahren und so viel für mich ge- tan. Auch jetzt fahren sie zu jedem Auswärts- spiel nach Aachen oder Mönchengladbach. Das ist absolut fantastisch. Und natürlich 4 sind sie auch zukünftig immer im Jahnsta- dion eingeladen, auch wenn ich nicht mehr selbst spiele. Zum Glück für alle endet mit Deiner ak- tiven Karriere nicht Deine Zeit beim SC Wiedenbrück. Du startest hier nach dem Spiel in Düren als sportlicher Leiter. Was überwiegt? Die Vorfreude oder der Res- pekt vor der Aufgabe? Natürlich ist da jede Menge Vorfreude. Ich freue mich darauf neue Menschen kennen- zulernen: Spieler, Sponsoren und alle mit denen ich zukünftig zu tun haben werde. Selbstverständlich ist auch Respekt dabei, weil ich zukünftig ja schon auf der anderen Seite sitze. Bislang habe ich in Vertragsge- sprächen immer nur für mich selbst verhan- delt. Zukünftig ist die Ausgangslage eine ganz andere. Das heißt in den Verhandlungen lernen die Spieler bald auch mal den „Knallhart – Olli“ kennen? „SAMIR ARABI!“ Zwischenruf von Daniel Brinkmann aus 80 Metern während des Interview‘s Nee, dass kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich bleibe da schon so wie ich bin und werde da auch meinen Weg finden. Das wird bei externen Spielern be- stimmt schneller gehen, als wenn ich dem- nächst mit Hölle, Saban oder anderen Jungs verhandeln muss, die ich seit Jahren kenne. Aber auch da werden wir einen guten Weg finden. Denn ich bin mir sicher, dass ich mich mit jedem Gespräch besser zurechtfinden werde und dann auch an Sicherheit gewinne. Hast Du eine Intention, wie Du die Stel- le ausfüllen möchtest oder gibt es sogar Vorbilder? „Brinki“ nennt mich schon seit Wochen Sami Arabi. Das ist zwar witzig, ob er als Vorbild taugt, weiß ich aber nicht. Ich bin ja Dort- munder und bewundere schon deren Weg, junge Talente früh zu holen und anschlie- ßend ertragreich wieder zu verkaufen. Da- rum werden wir auf jeden Fall den bislang eingeschlagenen Weg weitergehen und mit Talenten hier aus der Region arbeiten. Denn es ist total wichtig, dass die Jungs ein struk- turiertes Umfeld haben, eine Ausbildung machen und im besten Fall auch familiär hier verwurzelt sind. Denn es ist nun mal so wie es ist: Millionär wird hier garantiert niemand, darum ist es umso wichtiger für die Zeit nach der Karriere erste Schritte einzuleiten. Zum Abschluss noch ein kleiner Rückblick: Was war Dein bestes Spiel für den SC Wiedenbrück? Schwer da ein spezielles herauszuheben. Aber grundsätzlich waren alle Spiele vor großer Kulisse, wie in Essen oder Aachen, fantastisch. Dazu ragen die DFB-Pokalspiele heraus. Für mich persönlich war es vielleicht mal ein Auswärtsspiel bei Bor. M’gladbach U23, als ich gleich zwei Freistöße direkt ver- wandelt habe. Und Dein schlechtestes? Kurioserweise alles, was hier in der Umge- bung stattgefunden hat. Speziell in Verl lief es nie wirklich gut für mich. Dein bester Zweikampf? Bei den Amateuren des VfL Bochum haben wir im Training 7:3 gespielt. Die Kugel lief su- per. Rouven Schröder (heute Direktor Sport bei RB Leipzig) war in der Mitte und kam ewig nicht an den Ball. Die Jungs außen haben dann Stimmung gemacht, Rouven fing an zu kochen. Als ich mich dann nach rechts umdrehe, sehe ich nur noch wie er angeflogen kommt und mich komplett weggrätscht. Er hat sich dann in der Ka- bine bei mir entschuldigt und die Sache war erledigt. Dein bester Gegenspieler? Simon Engelmann in seinen ersten Jahren bei RW Essen. Dein schönstes Erlebnis mit dem SC Wie- denbrück? Vielleicht das Westfalenpokalhalbfinale ge- gen Preußen Münster, als Okan Okumak in der Nachspielzeit das 2:1 erzielt und wirklich alle durchgedreht sind. Was war der größte Erfolg in Deiner Kar- riere? Bei Arminia Bielefeld in der ersten Liga gegen Schalke auf der Bank zu sitzen oder das Training und die Freundschaftsspiele mit dem VfL Bochum. Olli, vielen Dank für Deine Zeit. Hast Du noch einen Wunsch für die nächsten Jah- re? Da gibt es tatsächlich etwas. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir es hinbekom- men würden, dass die Wiedenbrücker öfter zu uns ins Stadion kommen. Wir gewinnen zwar nicht jedes Mal, aber die Spiele sind immer leidenschaftlich und spannend. Dazu gibt es hier ein kühles Hohenfelder und eine spitzen Bratwurst. Viel mehr geht nicht!