Schwerpunkt Digitale Medien und Papier sind ziemlich beste Freunde Die Digitalisierung vernichtet das Papier, richtig? Nein, eigentlich nicht. Papier und digitale Medien haben unterschiedliche Eigenschaften, die sich ergänzen lassen. Die Kombination von analogen und digi- talen Produkten ist eine Chance, denn die Zukunft ist crossmedial. Dominique Dietiker, AGRIDEA Das Schicksal von Papier erinnert an dasjenige der Schallplatte. Beide hätten seit langem schon tot sein müssen. Mit der Marktein- führung der Compact Disc (CD), der ersten massentauglichen digitalen Lösung für das Speichern und Wiedergeben von Musik, wurde in den 80er Jahren das Ende der Schallplatte prognostiziert. Kleiner, leichter und dank portablem CD-Player überall einsatzfähig – die CD hat gegenüber der Schallplatte deutliche Vorteile. Die Talfahrt der Schallplatte ging ausnahmslos weiter bis Ende der 90er Jahre. Dann kam die digitale Musikrevolution mit dem MP3-Audioformat und den ersten (illegalen) Downloads mit Napster, iTunes, … Und was passierte mit den Schallplatten in dieser Zeit? Seit 2006 – interessanterweise das Jahr der Gründung von Spotify – erlebt die Schallplatte eine echte Renaissance. Die Anzahl der verkauften Platten nimmt zu und der Markt- anteil hat sich in einem stark wachsenden Markt bei 4 % eingependelt. Nicht schlecht für Totgesagte. Smartphone als Papierkiller? 2007 präsentierte Steve Jobs das erste iPhone. Das kleine Gerät hatte im Grunde genommen nur vier Funktionen: Telefonieren, Browser, E-Mail-Client und (um den Bogen mit der Schallplatte zu schliessen) Musikplayer. Von «Apps» war damals noch nicht die Rede. Die Meinungen spalteten sich in zwei Lager: Diejenigen, welche die Revolution herauf- beschworen und die anderen, welche einen Riesenflop vorhersagten. Spätestens als auch Samsung und Google in den Smartphone- Markt einstiegen, wurde allen klar, dass die Revolution im Gange ist. Internet war plötzlich nicht nur im Büro oder Zuhause, sondern überall verfügbar. Digital war hot, Papier not. IKEA beweist: Papier ist längst nicht tot Das Medium Papier lebt bis jetzt ziemlich gesund (genau wie die Schallplatte) neben den neuen digitalen Medien. Ein Beispiel dafür ist der IKEA-Katalog. IKEA, der es sicher nicht an technischen, finanziellen, gestalterischen und innovativen Möglichkeiten mangelt, bietet neben einigen Apps immer noch einen (oder besser gesagt) den Papierkatalog an. Mit über 200 Millionen Exemplaren pro Jahr ist der IKEA- Katalog das meistgedruckte Print-Produkt der Welt. Aber warum produziert IKEA immer noch einen Papierkatalog, der einige Millionen schwe- dische Kronen pro Jahr kostet und ungefähr 50 % des Marketingbudgets wegfrisst? Weil ein Papierkatalog keine Batterie braucht. Weil auf 4