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13 «Kaffeeticktack» Patrizias Leben wurde von einem ganz besonderen Rhythmus bestimmt, vom Rhythmus des «Kaffeeticktack». Sie selbst hatte als kleines Mädchen diesen Ausdruck er­ funden, als sie an einem Sonntagmorgen im großen Bett der Eltern das Geräusch des Löffels beim Umrühren des Zuckers in der Kaffeetasse mit dem Ticktack der Uhrzeiger verglich. Die Eltern waren erstaunt über so viel Scharfsinn und sehr stolz, und ab da gehörte der Ausdruck zum Familienwortschatz. «Achtung, Achtung, Kinder, sie kommen … die Niña, die Pinta und die Santa Maria, die drei Karavellen des Christoph Kolumbus!», kündigte der Papa an und schob das Löffelchen in die aufgesperrten Münder, die wie die Schnäbelchen kleiner Vögel darauf warteten, gestopft zu werden. Patrizia und ihr kleiner Bruder Daniele gehörten wohl zu den ganz wenigen Kindern, denen schon im Alter von drei und vier Jahren die Existenz eines gewissen Christoph Kolumbus bekannt war, der mit drei Karavellen Amerika entdeckt hatte. Der historische Vergleich dieser Begebenheit stimmte nicht so ganz, denn in diesem Fall durchfurchten die Niña, die Pinta und die Santa Maria weder Meere noch entdeckten sie Erdteile; sie legten jeden Sonntagmorgen in Mamas und Papas großem Bett an. Es war ein Ritual. Kaum waren Patrizia und Daniele wach, sprangen sie aus ihren Bettchen, um auf diese Insel der Sicherheit zu klettern. Es lief immer gleich ab, wie eine sich ständig wiederholende Filmszene. Der Papa tat, als würde ihn diese ­Invasion stören, und während die Kleinen sich in Mamas Arme kuschelten, stand er zum Vergnügen der Kinder mit übertrieben verärgerter Miene schnaubend auf, schlüpfte in die Hose und ging Kaffee machen. Patrizia und Daniele genos­ sen inzwischen das breite Bett, ein großes ­schmiedeeisernes Bett

Sito